Jenseits von Pessimismus und Postmoderne. Über die Reichweite der Technik im Werk Georg Simmels.

Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Philosophie - Praktische (Ethik, Ästhetik, Kultur, Natur, Recht, ...), Note: 1,7, Ruhr-Universität Bochum (Philosophie), Veranstaltung: Die Lebensphilosophie in ihrer Zeit, Sprache: Deutsch, Abstract: Technik ist seit jeher ein zutiefst vieldeutiges Phänomen und es verwundert keineswegs, wie sehr die Abschätzungen ihrer Geltung variieren. Sie wurde bisweilen als unberechenbare fremde Macht dämonisiert, die dem Menschen nicht mehr als bloße Sklavendienste lässt oder sie als Heilsversprechen glorifiziert, mit dessen Hilfe die Natur unterworfen, lästige körperliche Arbeit abgeschafft und Krankheiten völlig beseitigt werden könnten. Zwischen diesen Polen ordnen sich die gängigen Argumentationen ein, dabei untersche idet sie die jeweilige Gewichtsverlagerung nach der einen oder anderen Seite. Der kantisch geprägte Philosoph und Mitbegründer der Soziologie, Georg Simmel, dessen Schriften maßgeblich von kultur- und gesellschaftskritischen Tendenzen des frühen 20. Jahrhunderts geprägt sind, zeigt denn auch in seinen Beschreibungen zur Technik eine für diese Epoche typische Grundhaltung, wenn es um die massiven Auswirkungen derselben auf die Effizienz von Arbeitsabläufen bzw. auf das Seele nleben des modernen Bürgers geht. Diese Arbeit versucht nachzuweisen, dass Simmel es bei dieser Typik nicht uneingeschränkt belässt und warum seine streckenweise Züge des postmodernen Technikdiskurses tragen. Methodisch erweist sich dieses Unterfangen, vor allem bedingt durch Simmels selten systematisch und explizit vollzogene Analysen zu unserem Gegenstand der Untersuchung, als schwierig. Durch selektiven Zugriff auf eine Vielzahl der Texte des deutschen wird versucht, das Phänomen Technik in seinen verschiedenen Kontexten zu beleuchten, um letztlich eine möglichst präzise Darstellung explizieren zu können. Obwohl sich dabei ein essayistischer Stil nahezu aufdrängt, orientiert sich dieser aber an Simmels eigener Methodik: Selten nur finden sich Verweise innerhalb seiner Texte, rar sind Nennungen von Autoren, gegen die er opponiert. Vielfach bemerkt der Leser persiflierte, zugespitzte Gedankengänge anderer Schriftsteller, deren Ideen vielerorts in Zusammenhängen bloß anklingen und oftmals resümierend diskutiert werden. Dabei scheint jedoch immer wieder die Bereitschaft zu äußerst präzisen Bestimmungen durch, die sich auf ein breites Spektrum an Argumenten und Beobachtungen stützen ohne jedoch auf einem einzelner Beobachtungsstandpunkt zu verweilen. Simmel zeigt sich als ein unruhiger Denker, der sich auf stets neuen Wegen und aus anderen Blickwinkeln seinen Problemen stellt, sie dabei aber nicht verstellt. [...]