John Howard Yoder - radikaler Pazifismus im Gespräch

Die Anregung, eine Dekade der Gewaltlosigkeit auszurufen, ging auf die so genannten Historischen Friedenskirchen zurück und ist vom Ökumenischen Rat der Kirchen aufgenommen worden. Seither wird intensiver als zuvor, weltweit über das Friedenszeugnis der christlichen Kirchen beraten und versucht, es mit dem Auftrag zu verbinden, Wege zur Einheit der Kirchen auf immer wieder neue und andere Weise gemeinsam zu gehen. In den letzten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts war das ein besonderes Anliegen des mennonitischen Theologen John Howard Yoder (1927 - 1997). Er zählte in Nordamerika zu den führenden Theologen, die sich bemüht haben, aus dem Geist des historischen Täufertums eine Friedenstheologie zu erarbeiten, die genau diese Verbindung mit neuen Argumenten durchdacht hat. Auf diese Weise hat er das friedenskirchliche Zeugnis so zu Gehör gebracht, dass es sich im Gespräch mit anderen Kirchen selbstkritisch neu zu begreifen lernte; und die Kirchen, die aus staatskirchlichen Traditionen hervorgegangen sind, hat er daran erinnert, dass sie die inzwischen erreichte Trennung von Kirche und Staat noch nicht konsequent genutzt haben, um vorbehaltlos für den Frieden in der Welt einzutreten. Er fordert sie heraus, ihr friedenstheologisches Defizit in den Gesprächen um die Einheit der Kirchen auszugleichen.

Dr. theol. Hans-Jürgen Goertz ist Professor em. am Institut für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Universität Hamburg.

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