Josef Emmanuel Sieyes: Was ist der dritte Stand?

Studienarbeit aus dem Jahr 1997 im Fachbereich Politik - Politische Theorie und Ideengeschichte, Note: 2, Ludwig-Maximilians-Universität München (Fachbereich Politik), Veranstaltung: Seminar Moderner Republikanismus, Grundpositionen der politischen Moderne, Sprache: Deutsch, Abstract: Josef Emmanuel Sieyes bringt im Januar 1889 eine kleine Schrift auf den Markt, in der sein Name zunächst nicht genannt wird. In den Monaten vor der französischen Revolution erscheinen mehrere derartige Schriften und Sieyes wird durch sein populäres Werk, beim dritten Nachdruck erscheint sie unter seinem Namen, mehr und mehr bekannt. Sein Werk ,,Was ist der Dritte Stand' entwickelt sich zur politischen Kampfschrift. Seine Arbeit ragt unter den anderen Kampfschriften seiner Zeit dadurch heraus, daß Sieyes sehr grundsätzlich argumentiert und in seinem Werk, weit über das bestehende System hinaus Perspektiven entwickelt. Er beschreibt ein System für die Nation Frankreich, das den Bedürfnissen der Menschen in Frankreich gerecht werden soll und das alte Ancien Regime mit seinen Ständen und Privilegien, der Monarchie und den systembedingten Schwierigkeiten und Ungerechtigkeiten ersetzen soll. Eine repräsentative Republik, die die Nation integrieren soll und den Bürgern eine von ihnen getragene Politik gibt, soll an die Stelle der Monarchie treten, die ihre Bedürfnisse befriedigt und sie vor Willkür schützt, dadurch daß die Politik den Willen der Nation widerspiegelt und sich von ihm leiten läßt. Zunächst definiert Sieyes den Dritten Stand. Zu diesem Zweck untersucht er die Lebensgrundlage der Nation. Dabei stellt er fest, daß alle notwendigen Arbeiten die zum Unterhalt einer Nation beitragen, in Frankreich vom Dritten Stand erledigt werden. Der Dritte Stand trägt alle Lasten der Nation, von der Ernährung durch die Landwirtschaft über Handwerk (Verarbeitung) und Handel (Dienstleistungen) bis hin zum Militärdienst und Verwaltung (Soldaten und Beamte). Dadurch kommt Sieyes zu der Schlußfolgerung, daß der Dritte Stand auch ohne die beiden privilegierten Stände (Adel und Klerus) schon eine komplette Nation bildet. Das einzige was der Dritte Stand nicht besitzt, sind seine politischen Freiheiten und Rechte.

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