Josef Strauss (1827-1870). Sechs Lieder für eine Singstimme und Klavier

In seinem heute weitgehend vergessenen Vokaloeuvre offenbart Josef Strauss seine melancholisch-dramatische Seite. Sechs Lieder, wahrscheinlich aus einer frühen Schaffensperiode, erzählen von Todessehnsucht, Trauer und einer im restlichen Werk kaum thematisierten Frömmigkeit. Fünf Lieder - Elegie, Meineid, Der Todtengräber, Nachtgebeth und Der Bettler - für eine tiefe Männerstimme gesetzt, sind bis heute im Autograph erhalten und wurden niemals zuvor veröffentlicht. Das sechste - Wenn ein Kindlein faltet fromm die Hände - erschien 1866 im Oesterreichischen Volkskalender. In dieser Edition setzt sich Günter Stummvoll kritisch mit dem Notentext auseinander, der die damalige musikalische Avantgarde als Josef Strauss' Inspirationsquelle erkennen lässt. Mit der Rekonstruktion der Entstehungs- und Überlieferungsgeschichte wird eine Publikations- und Forschungslücke im OEuvre eines der wichtigsten Komponisten der Wiener Tanz- und Unterhaltungsmusik des 19. Jahrhunderts geschlossen.

Günter Stummvoll ist historischer Musikwissenschafter am Zentrum für Angewandte Musikforschung der Universität für Weiterbildung Krems. Neben von der Sammlung Mailer / Strauss Archiv ausgehenden Publikations- und Forschungsprojekten zum 19. Jahrhundert erforscht er aktuell die musikalischen Kulturtransferprozesse Mitteleuropas im 18. Jahrhundert.