Kant und das kleine rote Kleid

In der Hoffnung auf ein besseres Leben verlässt eine junge Frau ihr Land und folgt ihrem Mann nach Paris. Aber ihre Träume erfüllen sich nicht in dieser glitzernden Stadt: Noch immer trägt sie eine Burka, ihr Mann bestimmt über sie, und sie ist einsam. Doch eines Tages entdeckt sie in einem Schaufenster ein bezauberndes rotes Kleid. Immer wieder geht sie daran vorbei, beseelt von dem Wunsch, es einmal zu tragen und sich frei zu fühlen. Wenig später fällt ihr ein Buch von Kant in die Hände. Sie versteckt es vor ihrem Mann und beginnt gemeinsam mit ihrer kleinen Tochter, heimlich darin zu lesen. Allmählich spürt sie, wie nicht nur das Kleid, sondern auch Kants Worte in ihr eine leise Sehnsucht wecken - den Schleier zu lüften, der sie vom Leben trennt, und endlich den Horizont zu berühren, von dem sie bislang nur geträumt hat...

Das Motto Lamia Berrada-Bercas, der Tochter eines Marokkaners und einer Französin mit schottisch-afrikanischen Wurzeln, stammt von Cioran: »Wir wohnen nicht in einem Land, sondern in einer Sprache.« In ihren preisgekrönten Romanen erkundet sie neben den Gefühlswelten ihrer Figuren auch die Herausforderungen, die sich uns durch die Emanzipation und unsere Freiheit als Individuum stellen. Lamia Berrada-Berca setzt sich zudem seit Jahren mit großem Elan für Frauenrechte ein.