Keine Bewegung!

Der Friseur und Freizeitchorsänger Jimmy Luntz hat Spielschulden bei mächtigen Leuten. Und so weiß er, als nach einem Sängerwettstreit in Bakersfield, Kalifornien, deren Geldeintreiber vor der Mall auf ihn wartet, dass seine Kniescheiben jetzt mit einem Montiereisen verabredet sind. Doch einmal im Leben reagiert er nicht wie der Tölpel, der er ist: Der Schurke hat seine Knarre im Handschuhfach liegenlassen, Jimmy bedankt sich, schießt ihm ins Bein, deponiert ihn an einem Rasthof im Straßengraben, nicht ohne rücksichtsvoll den Notruf zu wählen, und macht sich in seinem Wagen davon. Auftritt Anita Desilvera, in mancher Hinsicht Jimmys Entsprechung, nur schöner. Und glamourös. Ziemlich glamourös sogar, findet er, als er sie nächtens in einer Karaoke-Bar erspäht, wo sie vor zwei Tequila Sunrise sitzt und sich fragt, wie lange es wohl dauern wird, bis wieder irgendein Idiot sie anspricht und sexuell beglücken will. Achtzehn Sekunden! Und so entspinnt sich eine fatale Liaison. Denn Anita braucht Hilfe, so stellt sich langsam heraus - wenngleich zu schnell für Jimmy, als dass er vermeiden könnte, wieder einmal die Rolle des Tölpels zu besetzen. Sie ist in einen Betrug verwickelt, bei dem 2,3 Millionen Dollar auf dem Spiel stehen. Und als Jimmys Verfolger davon Wind bekommen, geht es erst richtig los mit der Gier, der Jagd und dem lustvollen Blutvergießen ... Johnson, der literarische Meister, hat sich einen grandiosen Genre-Scherz erlaubt - «Keine Bewegung!», ursprünglich als Serienroman für den amerikanischen «Playboy» verfasst, ist ein Mordsvergnügen im doppelten Wortsinn.

Denis Johnson, 1949 in München als Sohn eines amerikanischen Offiziers geboren, galt nach neun Romanen und der legendären Story-Sammlung «Jesus' Sohn» als einer der wichtigsten Autoren der amerikanischen Gegenwartsliteratur. Für sein Vietnamkriegsepos «Ein gerader Rauch» wurde ihm der National Book Award verliehen, die Novelle «Train Dreams» stand - wie auch «Ein gerader Rauch» - auf der Shortlist des Pulitzer-Preises. 2017 erhielt er posthum für sein Gesamtwerk den Library of Congress Prize for American Fiction. Er lebte zuletzt in Idaho, USA, und starb im Mai 2017.

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