Kiefergelenksfunktionsstörungen ¿ ein Beispiel für den Umgang mit chronischen Erkrankungen aus biopsychosozialer Sicht

Wissenschaftlicher Aufsatz aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Gesundheit - Sonstiges, , Sprache: Deutsch, Abstract: Die körperlichen Reaktionen auf Kiefergelenksdysfunktionen können individuell sehr unterschiedlich sein und lassen sich daher nicht ausschließlich über bewährte Ursache-Wirkungsbeziehungen erklären. Ähnliches gilt für chronische Krankheiten, auch hier lassen sich Krankheitsbild und Ursache selten in Kausalzusammenhang bringen. Unter psychosomatischer Sicht resultieren sie aus einer multifaktoriellen Genese, die zu kognitiv-transaktionalem Stressverhalten führen können. Demnach werden externe Reizgegebenheiten von dem jeweilig Betroffenen mit seinem eigenen Ressourcenpotential verglichen und bewertet. Bei Passung zwischen Umwelt und Organismus besteht eine Ausgewogenheit zwischen Psyche und Soma. Der Verlust dieser individuellen Passung kann dagegen zu umfassenden biosemiotischen Interpretationsstörungen auf sämtlichen Ebenen führen, deren Auswirkungen sich somatisch äußern können. Dies gilt als eine ätiologische Variante für sämtliche Erkrankungen. Demnach haben alle somatischen Krankheiten einen psychischen Bezug. Die psychischen Faktoren bekommen eine zusätzlich vordergründige Bedeutung, wenn sich trotz ausführlicher ärztlicher Untersuchung kein hinreichender Bezug der Symptomatik zu organischen Ursachen nachweisen lässt. Solche sich unter herkömmlicher Sicht nicht eindeutig fassbaren Beschwerden werden deshalb den ¿somatoformen Störungen¿ zugeordnet. Ein wichtiges Kriterium liefert hierzu das Phänomen Schmerz, wenn Hyperalgesien und Allodynien vorliegen oder Schmerzempathien bestehen. Nach Angaben der Deutschen Schmerzliga leiden mindestens acht Millionen Bundesbürger an schweren Dauerschmerzen verschiedenster Art, die sich mitunter zu einem eigenen Krankheitsbild entwickeln können. Hierunter zählen auch Schmerzsymptomatiken des Bewegungsapparates und somit auch der Kiefergelenke. Aufgrund der mangelhaften Möglichkeiten zur Klassifikation chronischer Schmerzen wird angenommen, dass psychische Faktoren eine entscheidende Rolle beim Beginn, für die Schwere, die Verschlechterung und die Erhaltung des Schmerzes spielen. Besteht ein Zusammenspiel von biologischen und psychischen Krankheitsfaktoren ohne rein physiologisch erklärbare Grundstörung, lassen sich die sich körperlich manifestierenden Krankheitsverläufe als ¿Psychosomatosen¿ einordnen. [...]

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