Kinder, Kohle und Kapusta

"Kinder, Kohle und Kapusta" ist Synonym für das Schicksal einer oberschlesischen Bergmannsfamilie, die vom schwarzen Gold, Kinderreichtum und Wechsel von Wohlstand und Not lebt. In ihrer Erzählung erinnert die 1936 in Oberschlesien geborene Verfasserin an die kulturelle und historische Rolle der einstigen Ostprovinz als Brückenland zwischen germanischen und slawischen Völkern und ihre Bedeutung für Deutschland durch die Jahrhunderte, die heute vergessen scheint. Indem Helga Wanke auf der Suche nach ihren Vorfahren den Bogen vom Dreißigjährigen zum Kalten Krieg spannt, wird die schwierige und komplexe Geschichte des jetzt zu Polen gehörenden Oberschlesien lebendig. Wir erleben, wie Kriege und wechselnde Herrschaft die Landschaft an der Oder und ihre Bewohner ebenso prägten, wie die Familie der Mutter, deren Wurzeln in Hessen und Thüringen liegen. Als fünftes Kind einer Großfamilie schildert die Autorin ihre bewegte Kindheit und Jugend im Beuthen-Kattowitzer Industrierevier, die Flucht 1945 mit der Mutter und den neun Geschwistern vor den Russen in den Harz und das Nach-kriegsschicksal der Familie im Ruhrgebiet, wo Wanke ein neues Zuhause findet. Dies wird flüssig, mal wehmütig, mal ironisch, erzählt, wobei es Wanke in Anspielung auf die Stärken und Schwächen der Mitspieler gelingt, das Bild ihrer Charaktere abzurunden. Da die Verfasserin die Familiengeschichte im jeweiligen sozialen, wirtschaftlichen und politischen Zeitrahmen darstellt, dokumentiert sie ein Stück erlebter Zeitgeschichte.

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