Kinder als Agenten des Bösen - William Goldings Roman "Lord of the Flies"

Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Anglistik - Literatur, Note: 1,3, Humboldt-Universität zu Berlin (Institut für Anglistik und Amerikanistik), Veranstaltung: HS Das Böse: Philosophische Aspekte, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Roman Lord of the Flies (1954) ist wohl das bekannteste und erfolgreichste Buch William Goldings. Das bis heute andauernde Interesse an dieser Robinsonade lässt sich sicherlich nicht nur darauf zurückführen, dass das Werk aus literaturkritischerc Sicht von Interesse ist, sondern auch darauf, dass sich in ihm soziologische, psychologische und theologische Aspekte zu einem Ganzen verdichten. Wie in vielen seiner späteren Romane benutzt Golding auch hier Sprache und Bilder um das Erschreckende, Mysteriöse, Nicht-Rationale in der menschlichen Natur aufzuzeichnen. Dabei fasziniert ihn besonders die Vorstellung des Bösen als inhärenten Bestandteils des menschlichen Charakters. Wie bei vielen anderen Menschen, ist die Überzeugung, dass Vernunft, Bildung und Zivilisation sichere Barrieren gegen das Böse sind, unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg auch bei Golding zerstört. An die Möglichkeit, dass ein Gesellschaftssystem den Menschen moralisch perfektionieren kann, glaubt er nicht mehr. Viel eher kommt er zu der Überzeugung, dass das Böse nicht durch äußere Faktoren wie Umwelt, Erziehung oder Gesellschaft hervorgerufen wird, sondern "the only enemy of man is inside himself". Diese Idee vom Bösen als Wesenszug des Menschen, als treibende Kraft für unser Tun und Handeln, als Auslöser für Rassismus, Gewalt, und Krieg zwischen den Nationen, Geschlechtern und gegen Andersdenkende wird zu einem andauernden Konfliktthema in der Nachkriegsliteratur Englands. Vor diesem Hintergrund von Krieg und atomarer Bedrohung entsteht 1954 der Roman "Lord of the Flies". Es ist die Geschichte einer Gruppe von englischen Jungen, die nach einem Flugzeugabsturz auf einer einsamen Insel stranden, dort versuchen eine Gemeinschaft aufzubauen, die aber letztendlich in wildem Chaos endet. Herausgelöst aus dem Alltag, isoliert von Zeit und Raum, ohne Kontrolle durch ihre Eltern oder Lehrer, offenbart sich hier das innerste Wesen dieser Kinder mit all ihrer zerstörerischen Kraft und all ihren Tendenzen zu Grausamkeiten und Gewalt. Der Roman zeigt jedoch nicht nur, was aus Kindern, die sich der Zivilisation entledigt haben, werden kann, es ist vor allem eine Allegorie auf den Kampf des Menschen gegen sein eigenes inneres Böses.

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