Kinder als ideale Opfer? Eine rechtspolitische Perspektive

Studienarbeit aus dem Jahr 2019 im Fachbereich Politik - Thema: Völkerrecht und Menschenrechte, Note: 1,0, Freie Universität Berlin (Otto-Suhr-Institut), Sprache: Deutsch, Abstract: 'I'm a victim because I have two children [born of rape] and I'm finding difficult to take care of them ... but I'm a survivor because I'm able to withstand all the challenges.' (Denov 2012) Wie die Aussage dieser Kindersoldatin aus Sierra Leone verdeutlicht, ist die Selbstperzeption von Kindern komplex und kann zugleich differente soziologische Konzepte, jene des Opfers, der Resilienz und des Agents, widerspiegeln. Im öffentlichen Diskurs wird Kindsein allerdings noch immer primär mit Schutzbedürftigkeit und elterlicher Abhängigkeit assoziiert. Diese paternalistische Sichtweise resultiert nicht nur in einer gesteigerten diskursiven Viktimisierung von Kindern, sondern zugleich auch in einer zunehmenden Sensibilisierung für viktimisierende Handlungen gegenüber Kindern. Gerade die Verabschiedung der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen (CRC) im November 1989, die bislang von 196 Staaten ratifiziert wurde, brachte diesbezüglich einige Reformen. Der Gruppe der Kinder, die über Jahrhunderte hinweg rechtlich und gesellschaftlich objektifiziert wurden, wurde erstmalig eine universelle Position als 'subjects entitled to rights' (Stark 2017: XIV) im internationalen Rechtsdiskurs eingeräumt. Ihr Schutz vor viktimisierenden Handlungen wurde entsprechend zu einem zentralen politischen Ziel deklariert, dessen Prämissen unter anderem die Verfolgung von weltweiten Kinderrechtsverletzungen und das kindliche Empowerment sein sollten. Die Viktimisierung von Kindern hält allerdings bis heute vielfach an. Laut der Studie Poly-Victimization in a National Sample of Children and Youth von Finkelhor et al. (2010), die sich explizit auf die USA bezieht, wurden rund 60 Prozent der zwei- bis siebzehnjährigen Befragten mindestens einmal während ihres Lebens zu Opfern. Circa 30 Prozent waren sogar einer Multiviktimisierung - vier bis fünf viktimisierenden Handlungen - und zehn Prozent einer Polyviktimisierung - mehr als elf viktimisierenden Handlungen - ausgesetzt. Ähnliche Ergebnisse zeigt auch der Violence Study Report der UNICEF. In Anbetracht dieser Ergebnisse stellt sich die Frage, wie Kinder überhaupt zu Opfern werden. Worauf basieren kindliche Viktimisierungsprozesse im internationalen Rechtsdiskurs, insbesondere bei der CRC? Werden Kinder schlichtweg als ideale Opfer geboren oder werden sie durch Gesetzestexte passiv zu Opfern erklärt?

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