Kindheit und Bildung in den Werken Wordsworths und Carlyles

Inhaltsangabe:Einleitung: Laut Michaelis „sind es gerade Zeiten des gesellschaftlichen Umbruchs, die in der Kindheit eine Antwort auf ihre jeweils aktuellen Probleme zu finden hoffen“ (Michaelis 1986). Dies trifft in besonderem Maße auf die Romantik zu. Das romantische Kindheitsbild hat das Verständnis von Kindheit und Bildung bis heute geprägt. Die Vorstellung vom reinen, unschuldigen, fast schon göttlichen Kind beeinflusst seitdem nicht nur Kunst und Literatur sondern auch Erziehungs- und Bildungsideale. Richardson zufolge bewirkte die „Romantic literature that childhood has gained the central position it continues to hold in the Western cultural tradition“ (Richardson 1994). Die gesellschaftliche Realität in der englischen Romantik von ca. 1780 bis 1830 dagegen stellt zum Teil einen Gegensatz zum idealisierten Kindheitsbild der Zeit dar: Es gab kein einheitliches Schulsystem und viele Kinder, besonders diejenigen aus unteren Schichten, konnten gar nicht zur Schule gehen, da sie, im Zeitalter der industriellen Revolution, in den Fabriken harte Arbeit leisten mussten. C.J. Sommervilles Aussage, dass in der Romantik „the greatest exploitation of children coincided with the greatest glorification of childhood” (zitiert in Plotz 2001) trifft also zu. In dieser Arbeit soll dieser Gegensatz zwischen der Kindheit als ‚goldenem Zeitalter’, wie sie in vielen Werken von romantischen Dichtern wie Wordsworth dargestellt wird, und der, zumindest in Teilbereichen der Gesellschaft, so viel härteren Realität genauer beleuchtet werden. Über die Sichtweise von Kindern und Kindheit in der Romantik und ihre Darstellung in der Literatur wurde bis heute umfassende Forschungsarbeit geleistet – besonders in den Bereichen der Literaturwissenschaft und Pädagogik. Ebenso viel Literatur lässt sich im historischen und politischen Bereich finden, insbesondere zur beginnenden Industrialisierung und Verstädterung sowie zum aufkommenden Utilitarismus. Diese Arbeit versucht, zwischen beiden Bereichen eine Brücke zu schlagen und einen Blick auf die Sozialgeschichte der Kindheit zu werfen. Genauer soll die Frage beantwortet werden, in welchem Verhältnis die gesellschaftliche und politische Situation und das Kindheitsbild der Zeit stehen und wie beides die Ideale und Realität von Bildung im England des frühen 19. Jahrhunderts beeinflusst. Die Untersuchung dieses Zusammenhangs scheint unabdingbar, da Kindheitsbilder, insbesondere durch ihren Einfluss auf Bildungsideale, immer [...]

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