Kindheit und Kinderblick in Ilse Aichingers "Die größere Hoffnung"

Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main (Institut für deutsche Sprache und Literatur II), Sprache: Deutsch, Abstract: Im Roman "Die größere Hoffnung" spielt Kindheit eine große Rolle. Für Aichinger bedeutet Kindheit den ¿Höhepunkt der Existenz¿ (zit. nach Hetzer 1999: 67). Außerdem sei der ¿Verlust der Kindheit¿ (ebd.) nicht mit dem normalen Altern zu vergleichen: ¿Weil das Spielen und die Kindheit die Welt erträglich machten und sie überhaupt begründen. Wahrscheinlich tauchen deshalb so viele Kinder bei mir auf: weil es ohne sie unerträglich wäre¿ (ebd.). Die Auswirkungen des Nationalsozialismus treffen die Kinder im Roman in einem Moment, indem sie gerade beginnen, ihr eigenes Ich sowie ihre Zugehörigkeit ¿ zur Familie und zum Judentum ¿ wahrzunehmen. Die ¿geniale Epoche¿ (Hetzer 1999: 68) der Kindheit wird demnach zu früh zerstört. Im Folgenden werden neben der Darstellbarkeit des Holocaust in "Die größere Hoffnung" die Funktion von Kindheit und Kinderperspektive im Roman untersucht. Was kann Sprache bei Aichinger als ¿Zeugenschaft¿ leisten? Wie wird die Identität der jüdischen Kinder im Roman dargestellt? Aichinger schreibt 'vom Ende her' und 'übersetzt' den Grauen der Nationalsozialisten in eine kindliche Welt zwischen Phantasie und Wirklichkeit, die von Spielen und Träumen durchzogen ist. Aichingers Erstling wurde oftmals für die 'Poetisierung des Schreckens' kritisiert. Jedoch wirft Aichinger gerade anhand der Kinderperspektive einen naiven, märchenhaften und unschuldigen Kinderblick auf die Shoah. Mit dieser 'U¿bersetzung' erscheint die nationalsozialistische Wirklichkeit noch grauenhafter.

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