Kirchenmusik als sozioreligiöse Praxis

Ausgehend von einer norddeutschen Mitgliederbefragung thematisiert die Untersuchung den Posaunenchor als exemplarische kirchliche Praxis und fragt, wie sich hier soziale, musikalische und religiöse Aspekte miteinander verbinden. Am Anfang steht dabei die Dynamisierung und Sozialisierung eines individualistisch enggeführten Religionsbegriffs durch den Begriff der Praxis der Selbsttranszendenz. Mit Hilfe musikwissenschaftlicher Konzepte entwirft Koll sodann eine Theorie kirchlichen Musizierens, die sowohl die Rolle des instrumentalen Musizierens als auch des Gottesdienstes neu bewertet. Schließlich wird der Posaunenchor als kirchliche Gruppe mittels jüngerer gruppensoziologischer Ansätze thematisiert. Am Phänomen der Posaunenchorpraxis lässt sich auch der Zusammenhang von Gruppe und kirchlicher Organisation erhellen und zeigen, dass und inwiefern letztere zur Pflege einer homogenen und überzeugenden Gruppenidentität beitragen kann.

Julia Koll, PD Dr. theol., Jahrgang 1975, studierte Evangelische Theologie in Marburg und Berkeley. Sie ist Pastorin der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers und Studienleiterin für Theologie und Ethik an der Evangelischen Akademie Loccum. Koll ist Mitglied in der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Theologie, der Liturgischen Konferenz der EKD, des Arbeitskreises Empirische Religionsforschung e.V., der Europäischen Gesellschaft für theologische Forschung von Frauen sowie der Sektion Religionssoziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie.

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