Königin in der Fremde

Europa als Kommunikationsgemeinschaft entstand auch durch die Ehen von Königstöchtern mit Herrschern anderer Reiche - ihre Rolle als »Heiratsmigrantinnen« gestalteten die Frauen mitunter sehr selbstbewusst. »Politische« oder »diplomatische« Ehen sind keine mittelalterliche Erfindung, sondern begleiten seit jeher die Weltgeschichte. Fast immer war eine solche Eheschließung verbunden mit dem Umzug der Frauen ins Land des Mannes - nur selten war es umgekehrt. »Europa« als Kommunikationsgemeinschaft meist christlicher Staaten ist auch durch das Netzwerk jener Heiraten entstanden. Dieser Befund ist längst bekannt, die spinnennetzförmigen Beziehungen sind immer wieder nachgezeichnet worden. Erstmalig werden hier jedoch die Anfänge der europäischen Bündnisse zwischen dem 5. und 11. Jahrhundert mit Fokus auf in dieser Zeit geschlossene politische Ehen erzählt. Dabei zeigt Michael Borgolte insbesondere auf, wie die betreffenden Frauen im Rahmen der ihnen zugedachten Rolle agierten. Durch biografische Skizzen wird deutlich, dass die meisten die ihnen gestellte Aufgabe annahmen, andere sich auflehnten, sehr viele aber ihren Status als »Heiratsmigrantin« auch als eine Chance zur Gestaltung des eigenen Lebens nutzten. Diese Option bot sich ihren unverheirateten, in der Heimat zurückgebliebenen oder im Kloster lebenden Schwestern nicht. Nicht zuletzt geht es hier also - mit dem Problembewusstsein unserer Zeit - um den Umgang mit frühmittelalterlichen Migrantinnenschicksalen.

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Königin in der Fremde Michael Borgolte

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