Kognition und Geschlecht: angeboren oder anerzogen?

Inhaltsangabe:Einleitung: Empirische Ergebnisse über die Beziehung zwischen Geschlechtsrollenidentität und intellektueller Leistung zeigen auf, daß die intellektuelle Leistung in der Schule geschlechtsspezifische Unterschiede aufzuweisen scheint. Ab der 5. Klasse würden sich bei den meisten Jungen die Schulleistungen drastisch verschlechtern. In der Regel seien es die Mädchen, die eine bessere Schulerfolgsbilanz aufweisen würden als die Jungen. Weiterhin hat eine 1987 in Hamburg durchgeführte Studie zum Thema 'Mädchen und Naturwissenschaften' das Leistungskurswahlverfahren von Schülerinnen und Schülern untersucht, und ist zu dem Ergebnis gekommen, daß Mädchen signifikant seltener gesellschaftswissenschaftliche Fächer belegen würden als Jungen. Eine andere Untersuchung an acht Hamburger Schulen wollte das Wahlverhalten des 1. und 2. Leistungskurses bei knapp 600 Schülerinnen und Schülern dokumentieren. Diese Untersuchung des Wahlverhaltens zeigte ebenfalls deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede. Gang der Untersuchung: Diese empirischen Ergebnisse über die Beziehung zwischen Geschlechtsrollenidentität und intellektueller Leistung, die zum großen Teil geschlechtsspezifisch ausfielen, haben dazu beigetragen, daß Thema 'Kognition und Geschlecht' zum Forschungsgegenstand zu machen. In der vorliegenden Arbeit sollen deshalb die Zusammenhänge von Kognition und Geschlecht aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet werden. Insbesondere soll untersucht werden, warum viele Mädchen und Jungen die Welt verschieden wahrnehmen und auf viele Situationen unterschiedlich reagieren. Sollte man von einem biologisch oder sozial angelegten Geschlechtstypus reden ('nature' versus 'nurture')? Es gibt verschiedene Meinungen diesbezüglich. Zum einen gibt es den Standpunkt der Sozialisationsforscher, die im Großen und Ganzen davon ausgehen, daß es die Eltern und die Umwelt sind, die uns zu dem machen würden, was wir sind. Zum anderen ist da der Standpunkt der Biologen (der Hirn- und Hormonforscher), die davon ausgehen, daß, bedingt durch hormonelle Unterschiede und Verschiedenheit der Hirnstrukturen, Jungen und Mädchen schon von Geburt an, verschiedene Dispositionen mitbringen und sich deshalb ihre Umwelt kognitiv geschlechtsspezifisch aneignen würden. In Anlehnung an die festgestellten Schulleistungsunterschiede zwischen Mädchen und Jungen und an das geschlechtstypisch auffällige Leistungskurswahlverfahren, habe ich die vorliegende Arbeit so strukturiert, daß ich [...]

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