Kognitionstranslatologie: Das verbale Arbeitsgedächtnis im Übersetzungsprozess

Eine interlinguale Translation ist mehr als eine reine Übertragung von einer Sprache in eine andere. Sie ist vielmehr eine zweisprachige mentale Repräsentation. Deshalb zählen die entsprechenden kognitiven Ressourcen neben sehr guten Sprachkenntnissen zu den Grundanforderungen an Übersetzerinnen und Übersetzer. Ihr wichtigstes Werkzeug ist folglich ihr verbales Arbeitsgedächtnis. Jie Li hat es sich genauer angesehen. In einer experimentellen, kognitiv-linguistischen Untersuchung beantwortet sie Fragen nach • einem möglichen Zusammenhang zwischen der Speicherkomponente und der Verarbeitungskomponente des verbalen Arbeitsgedächtnisses, • dessen sprachübergreifender beziehungsweise sprachspezifischer Ausrichtung, • einer möglichen Korrelation zwischen der Leistungsfähigkeit des verbalen Arbeitsgedächtnisses in der Muttersprache und/oder in der Fremdsprache mit Übersetzungsdauer und Übersetzungsqualität, also die Frage nach dem Einfluss des verbalen Arbeitsgedächtnisses auf die Übersetzung insgesamt.

Jie Li hat nach ihrem Germanistikstudium an der Northeastern University in Shenyang/China und der Shanghai International Studies University am Institut für Angewandte Linguistik und Translatologie der Universität Leipzig promoviert. Ihr Forschungsinteresse gilt der Kognitionstranslatologie, der Psycholinguistik sowie der vergleichenden Sprach- und Literaturwissenschaft. Sie lehrt Chinesisch an der Universität Heidelberg.

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