Konstruktion von Weiblichkeit in "Nada" von Carmen Laforet und "Entre Visillos" von Carmen Martín Gaite

Examensarbeit aus dem Jahr 2016 im Fachbereich Romanistik - Spanische Sprache, Literatur, Landeskunde, Note: 2,0, Universität Mannheim (Romanisches Seminar), Sprache: Deutsch, Abstract: "Como son los hombres para lo público, así las mujeres para el encerramiento; y como es de los hombres hablar y salir a la calle, así es de ellas encerrarse y callarse." Dieses Zitat aus dem von Fray Luis de León geschriebenen Werk La perfecta casada des Jahres 1583 stand damals, wie auch in der Franco-Zeit, für die Gesamtheit an Meinungen zum Frauenbild in Spanien. Es beschreibt die gewünschten Verhaltensweisen einer guten katholischen Ehefrau, welche die Tugenden der Sittlichkeit und Ehrbarkeit in sich vereinen sollte. Während diese sozialen Vorgaben die katholische Gesellschaft Spaniens unter Felipe II. unweigerlich widerspiegeln, so haben sich viele der Erwartungshaltungen an die Frau noch bis in das 20. Jahrhundert gehalten. Die demokratischen Fortschritte der Zweiten Spanischen Republik (1931-1939) im Hinblick auf die Gleichberechtigung der Geschlechter wurden durch den Bürgerkrieg und die anschließende Nachkriegsphase durchkreuzt. Konträr zu anderen Ländern Europas, in denen zu der Zeit bereits weitgehend demokratische Strukturen herrschten, wurde in Zeiten des Franco-Regimes mit allen Mitteln versucht, mithilfe verschiedener Institutionen, die Frau in einer traditionellen Rolle zu halten und die von Fray Luis de León niedergeschriebenen Rollennormen wieder aufleben zu lassen. Die katholische Kirche nahm in dieser Aufgabe eine besondere Stellung ein, da der Regierung Religion als wichtiges Instrument für die Implementierung von Autorität diente. So wurde die Familie als Stützpfeiler des franquistischen Staates glorifiziert, in der die Frau als Hausfrau und Mutter der Unterordnung des Mannes verschrieben war. Geschlechterrollen wurden im offiziellen franquistischen Diskurs klar getrennt und ideologisiert, sodass die Ausübung eines Berufes auch in den ersten Jahren der Nachkriegszeit beinahe unmöglich war. Mit der Reaktivierung demokratischer Kräfte und der zunehmenden wirtschaftlichen Öffnung nach Zeiten der Autarkie Ende der 50er Jahre, begann sich der propagierte inferiore Status der Frau innerhalb der Gesellschaft etwas aufzulösen und es kam in den Jahren 1958 und 1961 zu zentralen Gesetzesänderungen bezüglich der Geschlechterdiskriminierung. Trotz allem waren diese Fortschritte mit der Realität schwer zu vereinbaren. Zu stark waren die vorgelebten Rollennormen in den Köpfen der Bürger verankert.