Konstruktionen der Weiblichkeit in der Literatur der Wiener Moderne am Beispiel von Arthur Schnitzlers "Reigen"

Magisterarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2,7, Technische Universität Darmstadt, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Konstruktionen von Weiblichkeit in der Literatur der Wiener Moderne ist das Thema der vorliegenden Arbeit. Am Beispiel von Arthur Schnitzlers Reigen werden einige in der Literatur um 1900 populäre Weiblichkeitskonstruktionen analysiert. Die Arbeit baut auf Judith Butlers Theorie der performativen Konstruktion des Geschlechts. Laut Butler konstruiert sich die Identität über die Diskurse mit Hilfe der sprachlichen Zuweisungen und unter dem Einfluss bestimmter Macht- und Ausschlussmechanismen, wodurch die Individuen die ihnen zugewiesenen Rollen annehmen oder zurückweisen. Da sich die Figuren und demzufolge ihr Geschlecht in den Dramen durch sprachliche Äußerungen beziehungsweise durch die Diskurse konstruieren und diese Figuren nur in der Sprache bestehen, lässt sich Butlers Begriff der Performativität auf die literarischen Diskurse in den Dramen übertragen, denn mittels dieser werden eben-falls Handlungen ausgeführt und Geschlechtsidentitäten kulturell konstruiert. Zur Bildung der Geschlechtervorstellungen hat in der Zeit der Wiener Moderne die sexualanthropologische Wissenschaft eine große Rolle gespielt, weil dieser mit Macht und Wahrheitsanspruch ausgestattete medizinisch-anthropologische Diskurs als Norm und Maßstab erhoben wurde. Dieser um 1900 herrschende Diskurs wird in der Arbeit aufgegriffen, um die kulturgeschichtlichen Aspekte bei der Konstruktion der Weiblichkeit in Arthur Schnitzlers Reigen zu betonen. Basierend auf der genannten theoretischen Grundlage wurden in der Arbeit die Protagonisten im Einakterzyklus Reigen untersucht, die als Effekte der kulturellen Anordnungen zu betrachten sind. Auf die Sprache des Liebesdiskurses und auf die Funktion der Kleidercodes wird in der Analyse auch ausführlich eingegangen.