Konstruktionen von Geschlecht und Sexualität in der YouTube-Öffentlichkeit

Masterarbeit aus dem Jahr 2019 im Fachbereich Sozialwissenschaften allgemein, Note: 1,0, Humboldt-Universität zu Berlin (Institut für Sozialwissenschaften), Sprache: Deutsch, Abstract: Das Thema der Masterarbeit ist die Konstruktion von Geschlecht und Sexualität auf YouTube als Teil der Sozialen Medien. YouTube als das neue Leitmedium Heranwachsender ist aus einer Geschlechterperspektive bislang wenig erforscht, obgleich es den Nutzenden eine 'virtuelle Bühne zur Bearbeitung von Identitäts- und Geschlechterfragen'liefert. Um das Thema zu bearbeiten, wurde exemplarisch das YouTube-Video 'Coming Out' der deutschen YouTuberin Melina Sophie und seine plattforminterne Anschlusskommunikation in einer Einzelfallanalyse untersucht. Das Ziel der Analyse war es, die in den performativen Selbstdarstellungen aufzufindenden Diskurse über Geschlecht und Sexualität zu identifizieren. Ausgehend von der Annahme, dass die Inhalte auf YouTube für die Identitätskonstruktionen Jugendlicher eine maßgebliche Rolle spielen, wurde danach gefragt, wie 1. Geschlecht und Sexualität in dem Video und dessen Anschlusskommunikation diskursiv hergestellt werden, 2. welche Sinn- und Wissensvorräte und Vorstellungen von Normalität den Konstruktionen von Geschlecht und Sexualität immanent sind und 3. wie sich heteronormative Annahmen von der wahrgenommenen Einheit von Geschlecht, Körper, Begehren und Sexualität in den Inszenierungen ausdrücken. Die Analyse wurde gerahmt und kontextualisiert durch Theorien, Konzepte, empirische Befunde und methodische Überlegungen der Frauen- und Geschlechterforschung sowie der Kommunikations- und Medienwissenschaften. Den theoretisch-analytischen Rahmen und die analytische Folie der Analyse bildeten Ansätze, die essentialisierende Vorstellungen von Geschlecht und Sexualität ablehnen, nämlich Judith Butlers Konzept der Performativität von Geschlecht und Foucaults Überlegungen zur diskursiven Konstruktion von Sexualität und dem Wirken des Sexualitätsdispositivs. Auch das Konzept des doing gender wurde für die Analyse des Videos herangezogen. Für das konkrete Vorgehen wurden die Kritische Diskursanalyse und die qualitative Videoanalyse mit methodischen Werkzeugen der Grounded Theory verbunden. Es konnte herausgearbeitet werden, dass das Alltagswissen und die Norm der binären Zweigeschlechtlichkeit und der Heterosexualität im Diskurs auf YouTube von den Akteur*innen verinnerlicht wurden und mehrheitlich als Folie für die Konstruktionen von Geschlecht und Sexualität dienen. Heteronormativität bestimmt größtenteils das Wissen der Akteur*innen auf YouTube, nicht zuletzt auf Grund der Wirksamkeit des Sexualitätsdispositivs.