Konstruktivismus und Pädagogik

Inhaltsangabe:Einleitung: ‘Die Welt, die wir erleben, konstruieren wir uns selbst’. Der Konstruktivismus bietet für Glasersfeld oben genannte Annahme eine theoretische Erklärung: Er erklärt, warum Subjekte ihr Erleben der Welt bzw. der Wirklichkeit konstruieren. Als Theorie der Wahrnehmung oder Theorie des Wissens bezeichnet, handelt es sich hierbei um ein erkenntnistheoretisches Denkmodell. In der Erkenntnistheorie wird der Frage nachgegangen, wie Erkenntnis bzw. Wissen im Subjekt entsteht. Konstruktivistische Theorien haben grundlegend die Annahme gemeinsam, dass ‚Wirklichkeit’ beobachterabhängig ist. Wissen und Erkenntnis werden als subjektabhängige Konstruktion erklärt. Im Konstruktivismus wird die Frage nach dem Wie des Wissenserwerbs aus vielen verschiedenen wissenschaftlichen Perspektiven aufgegriffen, denn ‘der Konstruktivismus ist keine Wissenschaftsdisziplin, sondern ein inter- und transdisziplinäres ‚Paradigma’ …’. Der aktuell diskutierte Konstruktivismus begründet sich hauptsächlich aus Erkenntnissen der Biologie, Neurobiologie, Philosophie und Kybernetik. Deshalb wird nie von einer einheitlichen Schule oder Denkrichtung gesprochen. In dieser Arbeit wird sich ausschließlich auf diese Hauptwurzeln beschränkt. Aktuelle Anwendungsgebiete des Konstruktivismus sind u.a. die Literatur- und Medienwissenschaft, Soziologie, Therapie und Pädagogik. In pädagogischen Zusammenhängen wird der Konstruktivismus seit den 1980er Jahren thematisiert. Dabei ging es anfangs um Grundbegriffe des Erkennens, des Lernens, der Entwicklung, der Kommunikation und um ein Verständnis sozialer sowie gesellschaftlicher Prozesse. Erst seit Mitte 1990 wird der Diskurs für die Anwendung konstruktivistischer Prinzipien besonders in der pädagogischen Praxis von Schule und Erwachsenenbildung vorangetrieben. Zu bedeutenden Wissenschaftlern, die die Rezeption konstruktivistischer Ansätze im Bereich der Schulpädagogik fördern, zählen Reinhard Voß, Kersten Reich und Edmund Kösel. Innerhalb der Erwachsenenbildung sind es vor allem Siebert, Arnold und Arnold/Schüßler. Aber auch für die Früh- und Sonderpädagogik werden konstruktivistische Prinzipien diskutiert. Den Konstruktivismus auf Pädagogik anzuwenden, zieht laut Glasersfeld tiefgreifende Veränderungen im pädagogischen Denken und Handeln nach sich: ‘Würde die Erkenntnistheorie, die der Konstruktivismus (…) errichtet, als Arbeitshypothese angenommen werden, dann ergäben sich daraus einige ziemlich tiefgreifende [...]

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