Kosmopolitische Pioniere

Aufgewachsen zwischen Schweizer Überfremdungsangst und diasporischer Nostalgie: »Inder_innen der zweiten Generation« verfügten als Kinder kaum über Narrative für ihre Erfahrung der Mehrfachzugehörigkeit. Rohit Jain zeichnet nach, wie diese »unmöglichen« Subjekte inmitten von assimilatorischem Rassismus und warenförmiger Anerkennung in der Schweiz sowie in den diasporischen Räumen eines liberalisierten Indiens neue Lebensentwürfe erfinden. Die transnationale Ethnographie zeigt, wie an der postkolonialen Schnittstelle von dezentralem Kapitalismus, flexibler Staatszugehörigkeit und globaler Populärkultur kosmopolitische Selbstsorge im Widerspruch von Freiheit, Anerkennung und Ausschluss ausgehandelt wird.



Rohit Jain, geb. 1978, ist assoziierter Forscher am Institut für Sozialanthropologie und Empirische Kulturwissenschaft der Universität Zürich und arbeitet zur politischen Ästhetik transnationaler Öffentlichkeiten. Weitere Forschungsschwerpunkte sind Rassismus und Humor im Kontext von Anti-Political Correctness sowie postkoloniale Amnesie in Europa. Nach der Verteidigung der Dissertation an der Universität Zürich war er wissenschaftlicher Koordinator am »nccr - on the move«, dem Schweizer Forschungsschwerpunkt zu Migration und Mobilität (2014-2016). Seither ist er Geschäftsführer beim postmigrantischen Think & Act Tank Institut Neue Schweiz (INES).