Kraftfeld Chor

Aus den älteren, weit verzweigten ländlichen Dionysien mit ihren kultischen Tanzplätzen macht sich der Chor auf, um im fünften vorchristlichen Jahrhundert in der griechischen Polis zu erscheinen. Demokratie, Tragödie und die genealogische Ordnung im Namen des Mannes entstehen zur selben Zeit. Sie gründen sich als je zweifache Gliederung von Polis und Oikos, Skene und Orchestra, Protagonist und Chor, Mann und Frau. Ihre Asymmetrie bewirkt, dass sich diese hybriden Gliederungen nicht schließen können. Am Ort des Chores artikulieren sich Bezugnahmen auf kosmologische Wirkungsgefüge, Umweltsphären und nicht-genealogische Zusammenhangsformen. Chorische Beziehungsweisen bilden ein Kraftwerk, denn der Chor, der nicht aus dem Theater kommt, führt über dieses hinaus und erneuert es auf je einzigartige Weise.

Ulrike Haß lehrte Theaterwissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum bis zu ihrer Emeritierung im Herbst 2016. Gastprofessur in Paris X Nanterre, Seniorprofessur an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Ab 2000 Mitherausgeberin eines Jahrbuchs für das Theater im Ruhrgebiet Theater über Tage, ab 2007 Schauplatz Ruhr. Schwerpunkte: Raumfragen in Literatur, Theater, Öffentlichkeit und Szenographie, zum antiken griechischen Theater, zur Topologie des Chores, zu Ästhetik und Autorschaft im Gegenwartstheater sowie zu Elfriede Jelinek.

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