Kritik und Reproduktion der Ideologie im Theater der Gegenwart

Ausgehend von Louis Althussers Texten zum Theater und zum Begriff der Ideologie entwickelt Ivo Eichhorn in seinem Essay eine Theorie des Theaters, die sich den Bedingungen und Potenzialen einer kritischen Theaterpraxis widmet. Eine Brücke zwischen Theorie und Praxis schlagend, dient ihm die aktuelle Produktion Oratorium. Kollektive Andacht zu einem wohlbehüteten Geheimnis der Gruppe She She Pop als Beispiel, um auszuloten, an welchen Stellen Brüche im Theaterapparat ausgemacht werden können und wie sie für eine kritische theatrale Praxis eingesetzt werden können. Diese Überlegungen zielen angesichts gegenwärtiger Faschisierungsprozesse darauf ab, Gegentendenzen im Theater zu entwickeln und zu stärken und sind im Kontext einer Verfremdung fiktiver (nationaler, kultureller) Gemeinschaftsbildungen und einer Entmystifizierung der Beziehung von Theater und Politik zu verstehen.

Ivo Eichhorn lebt und studiert in Frankfurt / Offenbach am Main, arbeitet künstlerisch-dokumentarisch, schreibt Texte u.a. zu Theater, kritischer Rassismustheorie und Ideologietheorie. Zuletzt Herausgeber von Aufsätzen Michel Pêcheux zu Ideologie und Diskurs (Mandelbaum 2019).