Kritische Reflexion über den 'neuen' Feminismus am Beispiel von Thea Dorns' 'Die neue F-Klasse'

Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Geschlechterstudien / Gender Studies, Note: 1,3, Humboldt-Universität zu Berlin, Sprache: Deutsch, Abstract: Sieht man sich in der deutschen Medienlandschaft um, kann man den Diskussionen über einen neuen Feminismus nicht entgehen. Viele Frauen möchten sich Gehör verschaffen und rufen diesen neuen Feminismus aus, der in seiner Erscheinungsform sehr variabel ist. Man liest zum Beispiel über eine deutschtürkische Doktorandin und Rapperin, die sich selbst Lady Bitch Ray nennt und 'als Gesamtkunstwerk wahrgenommen werden [will], das um jeden Preis in den Kampf für die weibliche Emanzipation eintritt.' Sie möchte 'die noch immer 'als Opfer erzogenen' Frauen aus der Tyrannei des Patriarchats ins gelobte Land der vaginalen Selbstbestimmung [...] führen' . Dafür hat sie 10 Gebote ihres eigens ernannten 'Vagina Styles' aufgestellt, unter deren Anleitung sich Frauen emanzipieren können. Eine andere Frau, die in diesem Jahr die Aufmerksamkeit der Medien auf sich gezogen hat, ist Charlotte Roche mit ihrem Roman 'Feuchtgebiete'. In ihrem Roman, der gleichzeitig ob seiner vulgären Sprache verrissen und dennoch auf Platz 1 der Spiegel-Bestseller liste kletterte, spricht die Hauptprotagonistin locker und selbstbewusst über ihr Sexualverhalten und ihre Körperausscheidungen. Auf die Frage, warum Mädchen ein verkrampftes Verhältnis zu ihren Exkrementen hätten, antwortet Roche: 'Ich bezweifle immer mehr, dass diese ganzen Sachen, mit denen Frauen Probleme haben, von den Männern kommen, wie das der Feminismus gerne behauptet. Entweder sie machen sich die Probleme selber oder sie werden dazu von ihren Müttern erzogen.' Man spricht über Pop-Feminismus, Lipstick-Feminismus, Wellness-Feminismus, Feminismus 2.0 und Bücher, die für einen neuen Feminismus eintreten überschwemmen den Markt. Allen gemeinsam ist die kritische Haltung dem alten Feminismus gegenüber. In den Fokus meiner Arbeit stelle ich das von Thea Dorn geschriebene Buch 'Die neue F-Klasse. Wie die Zukunft von Frauen gemacht wird.', welches sich in den Kanon des selbst ernannten 'neuen' Feminismus einreiht. Im Fokus dieser kritischen Würdigung stehen folgende Fragen: Thea Dorn distanziert sich in ihrem Buch vom 'alten' Feminismus. Dabei fällt jedoch auf, dass ihre Forderungen eindeutig feministisch sind. Doch kann man Dorns Anleitung zur Emanzipation als feministisch betrachten? Inwieweit ist es problematisch, dass Dorn ihr Buch ausschließlich an Frauen mit dem Wunsch nach Führungspositionen adressiert? Liegt in der fehlenden Solidarität für andere Frauen bereits das Scheitern dieses neuen Feminismus?