Krümmungsversuche

Das Kind wächst in einem Dreifrauenhaushalt auf. Mit einer lügenhaften Mutter, einer unzuverlässigen erwachsenen Schwester, einer verwöhnenden Oma. Den Vater kennt es nicht. Die Kleine ist von allem fasziniert, was in ihren Augen einen Mann ausmacht. Für sie steht fest: Sie steckt im falschen Körper. Zweifellos ist sie innen ein Junge. Die Idee, es der Wahrhaftigkeit zuliebe auch äußerlich werden zu müssen, ergreift Besitz von ihr. - Ein Katastrophenfall im kleinbürgerlichen Familienmief! Je mehr Prügel und Demütigungen sie dafür erntet, desto heftiger wird ihre Besessenheit, umso hartnäckiger verbohrt sie sich in ihre Vision: Ihre Selbstverwandlung in den Mann, der allen Rollenklischees gerecht wird.

Andrea Drols, Jahrgang 1958, hat ihr halbes Leben um ihre persönliche Freiheit und sexuelle Identität gekämpft. Konsequent verfolgte sie ihren transsexuellen Lebensentwurf. Erst als ihr Traumziel, die operative Geschlechtsumwandlung, in greifbare Nähe gerückt war, begriff sie im Erschrecken vor dem Ausmaß der körperlichen Selbstzerstörung den Abgrund, vor dem ihr zerrüttetes Seelenleben stand. Sie suchte und fand den Ausweg aus ihrer persönlichen Hölle. Ihren Leidensweg erzählt sie hier in schonungsloser Offenheit. Sie bittet um Verständnis, dass sie ihre Privatsphäre schützen will. Darum schreibt sie hier unter Pseudonym.

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