Kultur-Evolution

Meist steht das Individuum im Analysefokus kultureller Phänomene. Analog zur Hirnforschung, die anhand einer Läsion (Beschädigung) eines Hirnareals Rückschlüsse auf die Funktion des jeweiligen Areals ziehen kann, fasst Heiner Mühlmann die COVID-19-Pandemie als Realexperiment zur kulturellen Läsionsforschung auf. So zeigt er auf, warum der Fokus aufs Individuum zu kurz greift: Kulturen sind tribal organisiert - auch diejenigen, die den Individualismus hochhalten. Knapp 30 Jahre nach Erscheinen seines Buches "Natur der Kulturen" und zahlreichen weiteren Büchern und Beiträgen zum Thema leistet Mühlmann mit dem vorliegenden Buch eine Zusammenfassung seiner jahrzehntelangen Forschungsarbeit zur Kultur-Evolution (im englischsprachigen Diskurs als "Cultural Evolution" verbreiteter als in Deutschland), indem er die europäische Kultur als evolvierendes System beschreibt und die Funktionsweisen der Kultur am läsionsartigen Realexperiment COVID-19 expliziert. 20 Jahre nachdem Mühlmann die Forschungsgruppe Transmission in Rhetorics, Arts and Cultural Evolution zur Förderung und Erforschung der Kultur-Evolutionstheorie auch im deutschsprachigen Raum mitgegründet hat, legt er mit "Kultur-Evolution" nun eines der zentralen Werke der Kultur-Evolutionsforschung vor.

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