Kunst als Widerstand zu hermeneutischer Ungerechtigkeit. Eine Untersuchung anhand von vier konkreten Beispielen aus der künstlerischen Praxis

Studienarbeit aus dem Jahr 2023 im Fachbereich Philosophie - Philosophie der Gegenwart, Note: 1,0, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Philosophie), Veranstaltung: Kunst und Wissen, Sprache: Deutsch, Abstract: Die folgende Arbeit setzt sich mit dem Werk "Epistemische Ungerechtigkeit ¿ Macht und die Ethik des Wissens" (2023) von Miranda Fricker auseinander, welches einen wichtigen Beitrag zur sozialen Erkenntnistheorie darstellt. Es geht um eine lange unbemerkt gebliebene, spezifische Art von Ungerechtigkeit, die Fricker als ¿epistemische Ungerechtigkeit¿ bezeichnet. Fricker unterscheidet zwei Formen dieser Ungerechtigkeit. Die erste Form, die ¿Zeugnisungerechtigkeit¿, tritt auf, wenn einem Subjekt, das eine Zeugenaussage tätigt, aufgrund negativer Identitätsvorurteile fälschlicherweise eine geringere oder gar keine Glaubwürdigkeit zugesprochen wird. Fricker deckt mit der zweiten Form der epistemischen Ungerechtigkeit, der ¿hermeneutischen Ungerechtigkeit¿ (von nun an als ¿hU¿ abgekürzt) auf, dass die vorhandenen, teilweise verzerrten Wissensbestände und Deutungsressourcen ¿ und ganz besonders das spezifische Nichtvorhandensein dieser ¿ in unserer Gesellschaft als Ergebnisse von strukturellen Machtungleichheitsverhältnissen untersucht werden müssen. Der Fokus dieser Arbeit liegt auf ihrem Konzept der hU; anhand Frickers Definition von hU, die sie mithilfe mehrerer Beispiele erstellt, sollen alternative Möglichkeiten zu der von ihr vorgeschlagenen Tugend der hermeneutischen Gerechtigkeit als Beitrag zur Beseitigung einer hU entwickelt werden. Dabei steht die Frage im Zentrum, inwiefern zeitgenössische bildende und performative Kunst diese alternativen Möglichkeiten bedienen kann. Hierzu wird konkret nach entsprechenden Beispielen aus der künstlerischen Praxis gesucht, und untersucht, inwiefern diese als Medien zur Beseitigung von hU fungieren. Dabei werden ausschließlich Beispiele aus der Kunst angeführt, die hermeneutisch Marginalisierte als epistemische Akteur*innen berücksichtigt und ihnen im Sinne der Selbstermächtigung und des Widerstands als Medium zu mehr epistemischer Handlungsfähigkeit dient.