Kunst des Humors - Humor der Kunst.

Was hat Sozialismus mit Humor zu tun? Oder umgekehrt gefragt, was hat Humor mit Sozialismus zu tun? Gibt es etwa einen sozialistischen Humor? In seinem ursprünglich, Ende der 1950er Jahre als Dissertation verfassten und anschließend von einem halben Dutzend Professoren abgelehnten Buch, weicht Dr. phil. Branstner - die Dissertation wurde dann also doch noch angenommen - auch diesen Fragen nicht aus, sondern beantwortet sie gleichsam grundsätzlich. Er tut dies in dem Abschnitt 'Wissenschaftlicher Humor', worin unter anderem zu lesen ist: Während die Gesetze der Natur sich ohne Zutun des Menschen verwirklichen, sind die Gesetze der Gesellschaft nicht nur an die Existenz des Menschen gebunden, sie realisieren sich nur über sein bewusstes Handeln, und speziell im Sozialismus über das auf der Kenntnis der Gesetze beruhende Handeln. Die volle Kenntnis der Gesetze schließt aber die Erkenntnis ein, dass mit ihrer Verwirklichung der Mensch sich selber verwirklicht. Erst jetzt werden sie von Gesetzen an sich zu Gesetzen für ihn; erst indem er die Gesetze als Mittel verwirklicht, verwirklicht er sich als Zweck, wird sich seines Wesens, Zweck zu sein, bewusst; erst jetzt ist er Subjekt, indem er sich bewusst als solches benimmt und als solches bestimmt. Damit realisiert er aber die inhaltliche Seite des Humors (die allerdings für sich, wie bereits nachgewiesen. noch kein Humor ist). Jetzt findet auch die Frage nach der Verbreitung des Humors im Sozialismus ihre Antwort. Der Sozialismus selbst verlangt objektiv nach Humor, indem er die höchste Form der Verwirklichung der gesellschaftlichen Gesetzmäßigkeiten, ihre Handhabung als Mittel zum Zwecke des Menschen (also die Selbstbestätigung als historisches Subjekt) verlangt. Der freie Umgang mit der Wirklichkeit (begriffen als historische Souveränität) ist notwendige Bedingung des Sozialismus - aber damit nicht automatisch gegeben. Die historische Souveränität kann nur als in Wechselwirkung mit der gesellschaftlichen Entwicklung sich vollziehender geistiger Reifeprozess verstanden werden. Aber auch da gewinnen wir den Humor erst als Inhalt, noch nicht als Form, weshalb er auch noch nicht als Humor erscheint. Wie aber der Sozialismus objektive Bedingung des Humors ist, weil der Humor eine Bedingung des Sozialismus ist, so sind Inhalt und Form des Humors einander Bedingung, sodass wir eine unverkennbare Zunahme an Humor konstatieren können, sogar mehr, als manchem recht ist, wenn auch weniger, als objektiv möglich.

Geboren am 25.Mai 1927 in Blankenhain/Thüringen, Volksschule, drei Jahre Verwaltungslehre. 1945 Soldat im 2. Weltkrieg, bis 1947 in amerikanischer, französischer und belgischer Kriegsgefangenschaft. 1949 - 1951 Abitur an der ABF Jena, 1951 bis 1956 Studium der Philosophie an der Humboldt-Universität Berlin, 1963 Promotion (Dr. Phil.). 1956 - 1962 Dozent an der Humboldt-Universität, 1962 - 1964 Lektor, 1966 - 1968 Cheflektor Eulenspiegelverlag/ Das Neue Berlin. Ab 1968 freiberuflicher Schriftsteller. 2008 in Berlin verstorben.

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