La negra que llaman honra - Ehre und Ehrbegriff im "Lazarillo de Tormes"

Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Romanistik - Spanische Sprache, Literatur, Landeskunde, Note: Sehr gut, Universität Wien (Institut für Romanistik), Veranstaltung: Literaturwissenschaftliches Seminar - Spanisch, Sprache: Deutsch, Abstract: Im Jahre 1554 wird in Burgos, Alcalá de Henares und Amberes ein Buch mit dem Titel Vida de Lazarillo de Tormes y de sus fortunas y adversidades gedruckt. Das Werk erfreut sich großer Beliebtheit und wird zum Pioniertext einer neuen Literaturgattung, genannt novela picaresca. Der spanische Schelmenroman liefert in den fiktiven autobiographischen Erzählungen eines Anti-Helden das Bild eines Volkes, das vor Adelssucht, Stolz und Eitelkeit strotzt und einem Ehrbegriff erliegt, der zum Charakteristikum des Siglo de Oro wird. Doch auf welche Säulen des spanischen Selbstverständnisses stützt sich dieses übersteigerte Ehrgefühl? Um dieser Frage nachzugehen, musste ich einen kurzen Abriss über geschichtliche und gesellschaftliche Entwicklungen im Goldenen Zeitalter einbeziehen ¿ wird doch im Werk die extratextuelle Welt widergespiegelt, die das Ehrkonzept für das Kollektiv definiert. Die Hauptfragestellung der vorliegenden Arbeit soll jedoch die folgende sein: Wie wird das Phänomen Ehre im Lazarillo de Tormes dargestellt? Im Zuge meiner Analyse habe ich mich auf das dritte Kapitel der novela beschränkt, da das Thema dort einen herausragenden Stellenwert einnimmt. Von der Figur des hidalgo ausgehend, die zuerst gesellschaftlich situiert und definiert werden musste, extrahierte ich die im Text enthaltenen Maßnahmen des escudero zur Aufrechterhaltung seiner Ehre. Nachdem diese beiden ersten Teile bearbeitet waren, wurde mir klar, dass die vermeintliche Synonymie honor / honra noch einer genaueren Erwähnung bedarf und es noch an einer Erklärung der Termini fehlte. Diese eingehende Betrachtung führte mich auch zu der Überlegung, ob denn die Ehre nun ausschließlich ein Phänomen des Goldenen Zeitalters sei. Ist sie denn nicht gerade in den mediterranen Kulturen konstitutiv für den Charakter der Gesellschaft und bis heute von außerordentlicher Bedeutung? Oder wie Lazarillo sagen würde: ¿¡Oh, Señor, y cuántos de aquestos debéis Vós tener por el mundo derramados, que padecen por la negra que llaman honra lo que por Vós no sufrirán!¿

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