Laclos' «Les Liaisons dangereuses» - Spiegel der Gesellschaft des Ancien Régime?

Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Romanistik - Französisch - Literatur, Note: 1,3, Georg-August-Universität Göttingen (Seminar für Romanische Philologie), Veranstaltung: Briefromane des 18. Jahrhunderts, Sprache: Deutsch, Abstract: Inmitten der Umbruchstimmung eines vorrevolutionären Frankreichs erzielt der ehemalige Armeeleutnant Choderlos de Laclos mit seinem 1782 publizierten Briefroman 'Les Liaisons dangereuses' einen regelrechten Skandalerfolg. Die zahlreichen Abhandlungen über den officier-poète und seinen großen, zugleich aber auch einzigen literarischen Erfolg sowie etliche an den berühmten Roman angelehnte Verfilmungen bezeugen das umfassende, bis in die Gegenwart reichende Interesse sowie die Neugier über Motivation und Hintergründe dieses vieldeutigen und stilistisch erstklassigen Werkes. Auf der Grundlage verschiedenen Textmaterials über die 'Liaisons dangereuses' und die zeitgenössischen politischen und sozialen Verhältnisse im Frankreich des 18. Jahrhunderts soll in der vorliegenden Arbeit der Frage nachgegangen werden, inwieweit der Roman als Spiegelbild des Ancien Régime gelesen und interpretiert werden kann. Dies geschieht in Form einer Gegenüberstellung der zu Grunde liegenden Interpretationsansätze und einer kritischen Erörterung der darin aufgeführten Thesen. Schlussendlich soll die Frage beantwortet werden, ob der Verfasser mit seinem Werk eine moralische Absicht verfolgte. Ein historischer Abriss über die gesellschaftspolitischen Verhältnisse zur Zeit des Ancien Régime (Kap. 2) wird einleitend dazu dienen, einen Überblick über den Entstehungszeitraum des Romans zu liefern, die Lebensumstände und bestehenden Machtverhältnisse in den einzelnen sozialen Schichten Frankreichs sowie einzelne literarhistorische Entwicklungsschritte (Kap. 2.3/ 2.3.1) beleuchten und die Epoche als eine Vorphase grundlegender politischer Umwälzungen und divergierender Wertesysteme charakterisieren (Kap. 2.2). In einem zweiten Hauptteil (Kap. 3) werden daraufhin die verschiedenen Bezüge zur historischen Wirklichkeit in dem untersuchten Briefroman aufgezeigt. Methodisch bedeutet dies, sowohl Aspekte des Schreib- und Kompositionsstils Laclos' und der Funktion und Charakterisierung einzelner Figuren anhand konkreter Textbeispiele zu untersuchen als auch rezeptionsästhetische Gesichtspunkte in die Analyse einzubeziehen. Ebenso erfolgt eine Darstellung der in den 'Liaisons dangereuses' auftretenden Diskurse (Kap. 3.2.2). Im Hinblick auf eine denkbare moralische Intention, die Laclos mit dem Verfassen seines Romans in einer politisch so heiklen Phase verfolgte, können insbesondere eine Auseinandersetzung mit seiner Biografie und der Rezeptionsgeschichte seines umstrittenen Werkes aufschlussreich sein (Kap. 3.4).