Landwirtschaft, Staat und Autarkie

In dieser Studie wird die Agrarpolitik des faschistischen Regimes in Italien erstmals auf breiter archivalischer Basis erforscht. Die ersten Kapitel untersuchen die ideologischen Grundlagen des faschistischen 'Ruralismus', die Strategien zur Herrschaftssicherung auf dem Land und den Aufbau der agrarpolitischen Institutionen. Der Hauptteil ist den großen landwirtschaftlichen Kampagnen des Regimes gewidmet. Die 1925 begonnene 'Getreideschlacht' bildete den Auftakt des faschistischen Autarkieprogramms, das Italien von ausländischen Nahrungsmittelzufuhren unabhängig machen sollte. 1929 setzten die großangelegten Urbarmachungs- und Siedlungsprogramme ein, die auf eine Stärkung des Bauernstandes und die Beseitigung der ländlichen Arbeitslosigkeit zielten. Die Untersuchung zeigt, daß die Ziele der faschistischen Agrarpolitik nur partiell verwirklicht werden konnten. Während die Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion dazu führte, daß die agrarische Außenhandelsbilanz seit Anfang der dreißiger Jahre positiv wurde, konnten die siedlungs- und sozialpolitischen Vorstellungen des Regimes nicht einmal ansatzweise realisiert werden. Der durch die staatlichen Maßnahmen verstärkte ökonomische Strukturwandel beschleunigte die Abwanderung von Arbeitskräften aus dem primären Sektor und bewirkte eine weitere Marginalisierung der Landwirtschaft. Das Scheitern der sozialen Neuordnungskonzeptionen führte seit Mitte der dreißiger Jahre zu einem zunehmenden Konsensverlust des Faschismus innerhalb der ländlichen Bevölkerung. Verstärkt wurde dieses Phänomen durch die wirtschaftlichen Zwangsmaßnahmen gegenüber den bäuerlichen Produzenten und die Verschlechterung der Ernährungslage im Zuge der Autarkiepolitik.

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