Leistungssteigerung in Problemlösegruppen: Reduktion von Konformität durch Moderation

Inhaltsangabe:Problemstellung: Innerhalb von Organisationen und Betrieben wird durch den Einsatz von Arbeits- und Projektgruppen ein 'Gruppenvorteil' in Form besserer Ergebnisse, schnellerer Entscheidungsfindung und breiterer Zustimmung erwartet. Vielfach bedarf es jedoch eines derart hohen Aufwandes an Koordinations- und Integrationsleistungen, um den vielfältigen Argumenten, Einstellungen und Informationen gerecht zu werden, daß diese Erwartungen sich nicht erfüllen. Der Einsatz von Moderationstechniken soll diese Koordinations- und Integrationsleistungen erleichtern und gleichzeitig sozio-emotionale Prozesse steuern. Eine Moderationstechnik, die theoriegeleitet die wesentlichen kognitions- und sozialpsychologischen Leistungskriterien berücksichtigt, liegt in Form der an der Universität Hamburg, Arbeitsbereich Sozialpsychologie, entwickelten Prozeduralen Moderation (PROMOD) vor. Experimentell konnte im Rahmen eines dreijährigen DFG-Projektes gezeigt werden, daß die wissensbasierte Technik, PROMOD, der ebenfalls untersuchten Nominal Group Technique (NGT) hinsichtlich der Leistung beim komplexen Problemlösen signifikant mit mittlerer Effektstärke überlegen ist und daß sich der Einsatz beider Moderationstechniken als leistungssteigernd im Vergleich zu nicht-moderierten Gruppen erweist. Als komplexe Problemsituation wurde die Computersimulation VAIDS eingesetzt, in der die Gruppenmitglieder (N=81) im Gremium von 3 Funktionsträgern (Bürgermeister, Gesundheitsdirektor, Minderheitenbeauftragter) die Ausbreitung der Krankheit AIDS in einer fiktiven Großstadt mit Hilfe effektiver Maßnahmenumsetzung bekämpfen sollen. Die N=27 Gruppen mit drei Mitglieder wurden entweder PROMOD-moderiert, NGT-moderiert oder nicht-moderiert für 5 Zeitstunden zur Problemlösung eingesetzt. Neben Leistungsparametern wie Gruppengröße, Kommunikationsstruktur, Machtstruktur, Kohäsion wurden die Gruppenzusammensetzung, die individuellen Problemlösestrategien und die Konformitätsprozesse als unabhängige Variablen zur Vergleichsmessung herangezogen. Die experimentell erzielten Ergebnisse bezüglich der Gruppenleistung und die Darstellung der in PROMOD integrierten Leistungsparameter untermauern die Forderung nach einer theoriegeleiteten Entwicklung integrativer und komplexitätsangemessener Methoden zur Leistungsverbesserung in Arbeitsgruppen. Inhaltsverzeichnis:Inhaltsverzeichnis: 1.Einleitung1 2.Betrachtungsebenen bei Problemlösegruppen3 2.1Unterscheidung von [...]