Liberaler Intergouvernementalismus aus neogramscianischer Sicht. Kritik und Verbindung zur Europäischen Integrationsgeschichtstheorie

Studienarbeit aus dem Jahr 2023 im Fachbereich Politik - Politische Systeme allgemein und im Vergleich, Note: 0,9, Philipps-Universität Marburg (Gesellschaftswissenschaften und Philosophie), Veranstaltung: Geschichte und Theorien der EU-Integration, Sprache: Deutsch, Abstract: Das Ziel dieser Arbeit ist es, eine kritische Erweiterung des liberalen Intergouvernementalismus zu bieten. Dabei wird dieser durch eine neogramscianische Theorie und Beobachtung erweitert, sodass sich daraus - wie zuvor erläutert - zwangsläufig auch eine kritische Betrachtung der EU-Integration ergibt. Moravcsik selbst - so meine These - hat eine Theorie formuliert, welche Hegemonie, Macht und Herrschaft inkorporiert, diese aber nicht als kritischen Gegenstand erfasst. Es soll die Aufgabe dieser Arbeit sein, Macht- und Herrschaftsverhältnisse in der EU-Integration entlang des liberalen Intergouvernementalismus zu erfassen. Abschließend möchte ich mit einer Argumentation aus neogramscianischer Perspektive, welche Moravcsiks theoriebildende Grundannahme kritisch hinterfragt, enden. Insgesamt möchte ich den Anspruch vorwegnehmen, hierbei eine Synthese beider Theorien anzustreben, welche die eine oder andere delegitimiert oder auf Eigenständigkeit hinausläuft. Dazu sehe ich mich nicht imstande und der Kontext dieser Arbeit ist nicht ausreichend. Stattdessen halte ich es für sinnvoll, den liberalen Intergouvernementalismus in die Skizze globaler Machtbeziehungen zu integrieren. Es mag in der Forschung nicht an Theorien mangeln, die zu erklären versuchen, wie es zur Europäischen Integration gekommen ist. Und es scheint sich dabei um einen umstrittenen Kampf um Deutungshoheit zu handeln. Dieser provoziert immer wieder neue Argumente für oder gegen eine Pionierstellung der jeweiligen Theorie. Methodische oder ideologische Kritik vermag es dabei, die jeweilige Theorie in der Konjunktur um den Status quo auf- und abzuwerten. In den Grabenkämpfen der Theorieschulen werden dabei immer wieder Apologien hervorgebracht, welche die angeblich beste Erklärung zu bieten scheinen. Dabei sind diese nicht weltanschaulich unabhängig - Theorie ist schließlich 'immer für jemanden, und sie hat immer einen bestimmten Zweck'.