Dieser Band lässt sich auf das Paradox ein, von einer literarischen Gendertheorie zu sprechen. Proust wie auch die zwei Jahre jüngere Colette, die sich als seine literarische Zwillingsschwester sah und in Deutschland noch wiederzuentdecken ist, möchten die Literatur nicht mit dem »Preisetikett« der Theorie und Ideologie belasten. In Wirklichkeit aber wird dieses Theorieverbot von den literarischen Õuvres selbst unaufhörlich unterlaufen. Die Fülle der Detailwahrnehmung momentaner kinetischer, mimischer, gestischer, vokaler Eigenarten und ihrer Metamorphosen ist stets mit einem Reichtum an Reflexionen individuellen wie sozialen Verhaltens verknüpft. Der Band ist konsequent auf diesen originellen Thesaurus einer impliziten Theorie von Eros und Sexualität, Gesellschaft und Geschlecht fokussiert.

Die Herausgeber lehren romanische Literaturwissenschaft an der Bergischen Universität Wuppertal. Ursula Link-Heer (Prof. Dr. phil.) ist schon seit mehr als 30 Jahren Proust-Leserin. Weitere Forschungsschwerpunkte sind Manierismus, Psi-Diskurse und Literatur. Ursula Hennigfeld arbeitet an einer Dissertation über Körperfragmentierung im petrarkistischen Sonett. Fernand Hörner arbeitet an einer Dissertation über Exzentrizität und Dandysmus.