Lobito's El Duende

Von einer langen Konzertreise heimkehrend, findet der andalusische Gitarrist Paquito seine unheilvolle Vorahnung bestätigt: Seine junge Frau Juanita erwartet ihn wohl wissend, dass sie nur noch wenige Stunden zu leben hat. Von Hilflosigkeit und Selbstzweifeln geplagt, spielt er in dieser schicksalhaften Nacht auf seiner Gitarre die Seguiriya gitana, den Trauer- und Grabgesang der spanischen Zigeuner. Paquitos Gitarrenspiel entfaltet sich zu einem musikalischen Lockruf, dem der legendäre El Duende folgt. Für den Gitarristen bewahrheitet sich damit der uralte Zigeunerglaube von der sich zum Dämon manifestierenden Inspiration, der nur den Ruf jener Künstler erhört, in deren Schaffen das Abbild des Todes entsteht. In der Hoffnung, Juanitas Leben doch noch retten zu können, begibt sich Paquito an der Seite des Dämons beherzt auf eine spirituelle Reise, die lediglich so lange dauert, wie seine Gitarrenvariationen erklingen. Auf dieser abenteuerlichen Odyssee durch die eigene Innenwelt muss der junge Gitarrist erst den drei >Weisen des Lebens< begegnen, ehe er dazu bereit ist, dem Tod ohne Furcht entgegenzu­treten, der ihn vor die größte Entscheidung seines Lebens stellt.

Lobito wächst als Sohn eines Musikers und einer Krankenschwester in einfachen Verhältnissen auf. Von Kindheit an lauscht er voller Bewunderung den einerseits lebensbejahenden, andererseits aber auch melancholischen Zigeunerweisen, die sein Vater auf der Violine zu spielen pflegt und überträgt die Melodien autodidaktisch auf seine Gitarre. Schon als junger Mann flieht Lobito immer wieder mit nichts als Gitarre, (Noten-) Papier und lediglich kleiner Reisetasche als Gepäck aus dem ihm viel zu eng erscheinenden Heimatort nach Andalusien, der Wiege des Flamenco. Dort lernt er an den Lagerfeuern spanischer Zigeuner nicht nur spezielle Spieltechniken der Gitarre kennen, sondern auch die herzliche Gastfreundschaft der einheimischen Bevölkerung. Während eines längeren Aufenthalts in Granada entsteht im Sommer 1992 sein Musik- und Theaterstück 'El Duende - eine andalusische Tragödie', das 25 Jahre später unter dem Titel 'El Duende - Wer in Andalusien stirbt ...' erstmals als Roman erscheint. Auch viele seiner in Noten und Tabulaturen erhältlichen Kompositionen - vor allem für Gitarre und Gitarrenduo - entstehen auf seinen ausgedehnten Reisen durch den Süden Spaniens. Nach langen Zeiten des ruhelosen Unterwegsseins und unzähligen Konzerten, Workshops und Lesungen im In- und Ausland lebt Lobito heute eher zurückgezogen in einem Holzhaus am Rande eines kleinen Dorfes inmitten von Feldern und Wäldern, wo er sich neben dem sporadischen Erteilen von Gitarrenunterricht ganz seiner schriftstellerischen Tätigkeit und dem Komponieren widmen kann.

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