"Lulu" von Friedrich Kuhlau. Eine dänische Zauberflöte?

Studienarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Musik - Sonstiges, Universität Bern (Institute of musicology), Sprache: Deutsch, Abstract: "Er arbeitete jetzt an seiner Oper "Lulu", womit die Königin an ihrem Geburtstag eingelullt werden soll, welche auch bis auf die Ouverture schon fertig war und die er mir ganz vorspielte. Gewiss enthielt sie manche sehr hübsche, ja originelle Sachen, aber dem unmusikalischen Publikum waren auch Pasteten darin gebacken und oft mit Rossinischer Butter, sowie auch die Instrumentation Neues im Kolorit vermissen liess, wenngleich sie in Rücksicht der vielen und fleissig benutzten Instrumente der neueren Zeit angehörte." Mit diesen Worten beschreibt Carl Schwencke, der Sohn des ehemaligen Musiklehrers von Friedrich Kuhlau, seinen Eindruck des in dieser Arbeit vorgestellten, musikdramatischen Werks. Motivation für die Themenwahl war in erster Linie die Tatsache, dass diese Oper des deutsch-dänischen Komponisten seit ihrer Uraufführung 1824 praktisch nur in Dänemark, dort allerdings mit grossem Erfolg, aufgeführt worden ist und deshalb im übrigen Europa bisher nahezu unbekannt geblieben ist. Die einzige aussereuropäische Aufführung erfolgte 2005 in Japan, gesungen in japanischer Sprache. [DVD-Aufzeichnung mit ausschliesslich japanischen Untertiteln]. Ein besonderer Aspekt liegt darin, dass die Grundlage des Textbuches aus der Märchensammlung "Dschinnistan" von Christoph Martin Wieland stammt [Titel: Lulu oder die Zauberflöte]. Es handelt sich um ein Kunstmärchen, dessen ursprünglicher Verfasser August Jacob Liebeskind heisst, einem Schwiegersohn von C.M. Wieland. Dieses Märchen diente auch anderen als Vorlage für eine dramatische Umsetzung, ganz zuvorderst Emanuel Schikaneder, der ihm 1791 den Titel und weitere wesentliche Anregungen für seine "Zauberflöte" entnahm. In meiner Arbeit soll aber das ausserhalb Dänemarks praktisch unbekannte Werk Kuhlaus vorgestellt werden. Ein eingehender Vergleich mit Mozarts Zauberflöte würde den Rahmen hingegen sprengen. Es ist übrigens bezeichnend, dass die Beziehung zu Wielands/ Liebeskinds Dschinnistan mit Mozarts Zauberflöte sehr wohl untersucht wurde, ohne dass die Existenz des dänischen Konkurrenzprodukts auch nur mit einer Silbe erwähnt wurde.

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