Lust an der Beschreibung

Maler sind als Künstler immer auch psychisch gefährdet. Das ist ein wiederkehrendes Motiv in Künstlerromanen. Sie werden bewundert als Schöpfer einer eigenen Welt. Mit ihrer Sicht auf die Welt vollziehen sie eine Neuschöpfung, das ist ihr Gotteskomplex und das macht sie so interessant nicht nur für Kunstliebhaber, sondern auch für Romanautoren. Erfolg wie Scheitern sind vorprogrammiert. Ut pictura poiesis - diese Forderung des Horaz stellt an die Kunstbeschreibung der Schriftsteller hohe Anforderungen. Eine Anthologie von Bildbetrachtungen aus der Zeit der Klassik und der Romantik zeigt, zu welcher einfühlenden Deutung die damaligen Poeten, gewissermaßen als Kunstwissenschaftler avant la lettre, fähig waren. Dieses Buch ist das Buch eines im guten Sinne dilettantischen Betrachters und Lesers. Mir fiel auf, dass die Maler und die Malerei in vielen Erzählungen und Romanen, die ich im Laufe eines langen Lebens gelesen habe, eine wichtige Rolle spielten. Ich ging dem nach, was ich noch erinnerte, und erweiterte durch Neulektüre meinen Kenntnisstand. Las aber auch einige Romane, in der die Malerei eine Rolle spielt, zum ersten Mal. Ein Freund gab mir zudem die Anthologie Meine süße Augenweide zu lesen, in der Bildbetrachtungen aus 150 Jahren deutscher Literatur versammelt waren. Lust an der Betrachtung und Beschreibung von Bildern war ein sich durchziehendes Motiv. Dem verdankt sich der Titel des Buches.

Hans-Jürgen Benedict ist promovierter Theologe, Journalist und Autor. Er war tätig als Pastor in den 80er Jahren, ab 1991 Professor an der Evangelischen Hochschule für Soziale Arbeit und Diakonie in Hamburg. Seit 2006 emeritiert.

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Kein Trost, nirgends? Hans-Jürgen Benedict

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