MYRTEN FÜR DORNEN - Geschichte(n) aus Weidenberg 1919-1949, Alltagsleben und Kirchenkampf in einer oberfränkischen Marktgemeinde, Folge 6

Ich weiß, dass mein Erlöser lebt, - so hatte die gebürtige Lessauerin Margarete Schilling im Jahr 1937 am Höhepunkt des Kirchenkampfes mit Metallbuchstaben in den Kreuzbalken ihres Bekenntnismarterls auf der Weidenberger Bocksleite schreiben lassen. War dieser weithin sichtbare Weckruf gegen die allzu naive Verherrlichung des "Führers" Hitler vergeblich? Bereits zwei Jahre später siedelt Hitler, um freies Schussfeld nach Westen zu haben, die Saarländer rücksichtslos auch nach Weidenberg um. Er gibt damit eine Vorahnungen von dem, was er dann den Auslandsdeutschen im Osten im Eiswinter 1940-41 bei ihrer Umsiedlung zumutet und was dann schließlich als millionenfaches Leid in den endlosen Flüchtlingstrecks und Vertreibungen kulminiert, die seit 1944 in die Deutschen Länder zurückfluten. Je mehr sich der Zweite Weltkrieg seinem dramatischen Ende zuneigt, desto mehr enttarnt sich der einstige Asylant aus Österreich, Hitler, ganz offen als der gefährlichste Feind des Deutschen Volkes: "Rücksicht auf die Bevölkerung können wir nicht mehr nehmen." Von diesem feindseligen Kriegsalltag erzählt die sechste Folge des Projektes "Myrten für Dornen" in neun spannenden thematischen Beiträgen. Die Menschen ducken sich und gehorchen. Die Buben und Mädchen unterwerfen sich in Schule und Freizeit der "schwarzen Pädagogik" der Nazis, sie marschieren in HJ und BdM, feiern Kriegskonfirmation ohne Väter und werden zu Helfern beim Geheimwaffeneinsatz. Ausgebombte Großstadtkinder stranden bei der Kinderlandverschickung, Zwangsarbeiter müssen die Männer im Feld ersetzen. - Mit dem Eintreffen der Amerikaner beginnt die unangenehme Entnazifizierung und das mühsame Lernen von Demokratie. Beides mündet in Weidenberg in ein wüstes Hauen und Stechen der neu gegründeten Parteien. Dann suchen auch Sudetendeutsche hier eine neue Heimat und stiften Frieden. Das örtliche Kino tröstet über manches Leid hinweg.