Machiavelli, der verkannte Republikaner?

Studienarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Politik - Politische Theorie und Ideengeschichte, Note: 2, Ludwig-Maximilians-Universität München, Sprache: Deutsch, Abstract: Bei dem Blick auf die Liste der bedeutenden, klassischen Staatstheoretiker der frühen Neuzeit, fällt besonders der Florentiner Niccolö Machiavelli ins Auge. Auf der einen Seite entstand ein überwiegend negatives Bild Machiavellis, das sich vorwiegend auf die Aussagen seines bekanntesten Werkes, dem Principe stützt. Sein Name ging seit seines Ablebens, in erster Linie mit einer unmoralischen, rücksichtslosen und machtakkumulierenden Politik konform: dem so genannten Machiavellismus. Eine Staatskunst, die sich im Zweifelsfall über jegliche Grenzen, wie Moral oder Religion hinwegsetzt, um die eigenen Interessen verfolgen zu können. In diesem Zusammenhang ließ sich beispielsweise schon 1545 der englische Kardinal Reginald Pole zu der Aussage hinreißen, der Principe müsse mit dem Finger Satans geschrieben worden sein. Auf der anderen Seite finden sich jedoch zahlreiche Aussagen, die Machiavelli keinesfalls, oder nicht ausschließlich als rücksichtslos bezeichnen und sogar eine besondere Nähe seiner Person zum republikanischen Idealdenken, feststellen wollen. Unter spezieller Berücksichtigung jener zweiten Gruppe und Machiavellis Werken Il principe und den Discorsi, setzt diese Arbeit ihren Fokus auf Machiavelli den Republikaner, dessen Menschen- und Geschichtsbild stark von der römischen Blütezeit beeinflusst wurde und sein staatliches Idealbild in einer dauerhafte, republikanischen Mischverfassung findet, ähnlich der bewunderten Römischen Republik. In den folgenden Abschnitten soll deutlich werden, inwiefern Machiavelli Unrecht getan wird, wenn er ausschließlich als ein Menschen verachtender Kriegstreiber - kurz: Machiavellist - betitelt wird.