Macht, Subjekt und Geschlecht zwischen Butler, Lacan und Irigaray

Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Philosophie - Sonstiges, Note: 1, Universität Wien (Philosophie ), Veranstaltung: Zum Verhältnis Geschlecht und Identität, Sprache: Deutsch, Abstract: Fasst man Geschlecht, wie es in der Konzeption von gender in den Sozialwissenschaften mittlerweile der Brauch ist, als soziale Kategorie, so stellt sich unweigerlich die Frage, wie denn Subjekte dazu gebracht werden, Geschlechterrollen so sehr zu verinnerlichen, dass sie als quasi-natürliche Eigenschaft erscheinen, als Teil der persönlichen Identität, als welche sie auch lange Zeit angesehen wurde. Nicht selten verweist diese Frage auf einen natürlichen, materiellen Rest, der sich der Dekonstruktion von gesellschaftlichen Normen widersetzt, und der in der Dichotomie von gender und sex persistiert. Sex stünde in dieser Konzeption als das biologische Geschlecht, während gender die den beiden existenten Geschlechtern zugeschriebenen Rollenerwartungen und kulturell vorgeschriebenen Über- und Ausformungen der biologischen Körper bezeichnet. Diese werden als historisch, als kontingent und somit veränderbar angesehen, und auf dieser Ebene tut sich ein breites Feld von Dekonstruktion, Subversion Neuaushandlung auf. Die engen Grenzen der tradierten Rollenbilder wurden längst gesprengt, und sind zwar immer noch reaktionäre Kräfte am Werk, die sich ihrer Rekonstruktion widmen, so gibt es wohl genauso viele, die sich in ihrer Überschreitung üben. Das Spiel mit den Geschlechterrollen ist durchaus gesellschaftsfähig, nicht nur deren Austauschbarkeit, sondern auch ihre Pluralisierung hat in die Praxis der alltäglichen Selbstdarstellung Einzug gehalten und damit auch in jenen Gesellschaftsbereichen, die das Repertoire und die Requisiten dieser Inszenierungen der Geschlechterpluralität bereitstellen: die Mode, Literatur, Film und Lifestyle-Welten. Immer mehr wird auch der Körper selbst zum Ziel dieser Stilisierung, wird verändert und geformt, und auch das biologische Geschlecht, sex, bildet hier keine Grenze mehr. Die körperliche Basis ist keine feste, auch sie ist dekonstruierbar. Doch bleibt die Frage: Wie stehen diese Rollen, diese mannigfaltigen, kulturellen, historisch veränderbaren Verhaltensweisen, Körperlichkeiten und Accessoires der Geschlechtsrepräsentationen denn überhaupt in Beziehung zu dem, was wir als Subjekt bezeichnen? Gibt es einen unveränderbaren Kern des Ich, die Identität, oder gehen wir vollkommen in diesem Set aus Stilisierungen auf? Gibt es dieses Subjekt als solches überhaupt, und wenn ja, ist es überhaupt als solches fassbar?

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