Magie und Wissenschaft

Mit Magie und Hexenwesen in Europa und Afrika hat sich Raimund Hörburger über viele Jahre beschäftigt. Um dem Unverständnis europäischen Denkens über Schadenzauber und sonstiger Hexerei als traditionellem, magischem Wissen in Afrika zu begegnen, zieht der Autor zunächst Vergleiche mit der europäisch-christlichen Geschichte heran. In ganz Europa wütete die Inquisition. Ihre Häscher folterten und ermordeten vermeintlich Schuldige für Ernteschäden, Epidemien oder sonstige Unbilden. In dieser Abhandlung ermittelt Hörburger Belege für ähnliche, in ihrer Praxis völlig unterschiedliche Entwicklungen in Afrika, die sich bis in die Gegenwart gehalten haben. Dahinter stehen ebenfalls religiöse Überzeugungen, aber ach gesellschaftliche und kulturelle Gründe, die unter anderem mit einer rigorosen Kultur der Güterteilung zu tun haben. Wer mehr hat wie andere, muss teilen. Wer sich diesem Prinzip nicht fügt, wird mit der Macht der Magie konfrontiert und bestraft. Ein in sich funktionierendes Gesellschaftssystem vermag damit Formen des Überlebens auf annähernd stabilem Niveau zu entwickeln. Europäische Einflussnahmen auf wirtschaftlicher und kultureller Eben stören dieses System. Hörburger spart denn auch nicht mit Kritik einer Entwicklungspolitik gegenüber Afrika, die ohne Rücksicht auf kulturelle Eigenheiten ihre Interessen aufzwingt und daher zum Scheitern verurteilt ist. Die Auswahl der verwendeten Literaturbelege und die persönlich gemachten Erfahrungen zeugen von einer intensiven Auseinandersetzung des Autors mit der Materie. Über viele Jahre durchgeführte Studien in und über Afrika haben die Nähe des Autors und seine Verbundenheit zur afrikanischen Bevölkerung verstärkt. Hörburgers Intention liegt deswegen vornehmlich darin, der Magie und dem Hexenzauber in Afrika jenes Verständnis entgegen zu bringen, das die kulturellen Eigenheiten in einem anderen und radikaleren Licht zu erklären versucht. Magie und Hexenzauber werden als eine Konsequenz struktureller Gewalt interpretiert, hervorgerufen durch eine einseitig praktizierte Entwicklungspolitik. Die afrikanische Gesellschaft wird durch die europäischen Konzerne derart unter Druck gesetzt, dass die ureigensten Mechanismen, wie Magie, Schadenzauber und Hexerei als eine logische Antwort auf die aufgedrängten Prozesse erneut an Bedeutung gewinnen.

Dr. Raimund Hörburger (1930 - 2013) studierte Theologie (in Innsbruck und Löwen/Belgien) und Sozialwissenschaften (in Paris). Er war für Projekte in Afrika (Kongo, Kamerun) tätig, bevor er 1976 an der JKU Linz am Aufbau und der Betreuung der Entwicklungsforschung maßgeblich beteiligt war. Schwerpunkt seines Engagements lag in Westafrika, vornehmlich in Burkina Faso, wo er sich bis zuletzt für Projekte engagierte. Neben anderen Auszeichnungen (Solidaritätspreis der Linzer Kirchenzeitung, Ehrennadel der Stadtgemeinde Gallneukirchen) erhielt er für sein Wirken 2012 den Fritz-Freyschlag-Preis für Solidarität & Förderung sozialer Partnerschaft.

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