Wenn hunderttausende von Menschen sich auf eigenen Antrieb hin erheben und über Tage, Wochen hinweg auf einem der Plätze der großen Metropolen als kompakte Masse manifestieren, kommt dies einem politischen Erdbeben gleich. Selbst rigideste, totalitäre Systeme können zum Wanken gebracht werden, wenn das Volk sich als mächtiger Körper entdeckt und dem vereinzelten Widerstand eine machtvolle, unüberhörbare Stimme verleiht. Die Besetzungen auf dem Kiewer Maidan, dem Tahrir in Kairo und dem Taksimplatz in Istanbul haben zum Teil gewaltige Veränderungen eingeleitet, aber auch Spuren und Narben hinterlassen. Die Nachbeben dieser Erschütterungen sind bis in die Gegenwart spürbar und lassen die Plätze noch immer als beunruhigende, latent eruptionsbereite Zonen des politischen Kräftespiels erscheinen. Dieses Buch vergleicht 'die Sprache der Plätze', versucht sie neu zu lesen und Erklärungen für Ereignisse auf dem Maidan, Tahrir und Taksim zu geben. Es ist ein absolutes Muss für all diejenige, die mehr über die Bedeutung von Plätzen, ihre Funktion als öffentliches Forum der Diskussion und Symbolträger sowie ihre Rolle bei den jüngsten politischen Umwälzungen erfahren wollen.

Jürgen Wertheimer, geboren 1947, studierte Germanistik, Komparatistik, Anglistik und Kunstgeschichte in München, Siena und Rom. Nach Professuren in Metz und Bamberg, begleitete er von 1991 bis zu seiner Emeritierung 2015 die Professur für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft und Komparatistik an der Universität Tübingen. Isabelle Holz, geboren 1989, studierte Germanistik, Geschichtswissenschaft und Komparatistik in Tübingen. Seit 2015 forscht sie im Rahmen eines interdisziplinären Promotionsprojekts zu den Themen Sprache, Text und Terror und ist Lehrbeauftragte an der Universität Tübingen. Florian Rogge, geboren 1987, studierte Germanistik und Politikwissenschaft in Hannover, Busan, Amiens und Tübingen. Seit März 2017 arbeitet er als Volontär beim Konkursbuch-Verlag in Tübingen.