Mani Matter - ein politischer Chansonnier?

Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Germanistik - Sonstiges, Note: 1, Université de Fribourg - Universität Freiburg (Schweiz) (Seminar für Neue Deutsche Literatur), Sprache: Deutsch, Abstract: Die Niederschrift dieser Seminararbeit kann augenzwinkernd als schicksalshaft bezeichnet werden. Sie fällt in einen Zeitraum, in dem der verstorbene Chansonnier Mani Matter ein grandioses Revival feiert. Wie von Elvis «The King» Presley jährt sich heuer auch der Todestag des grossen Berner «'värslischmid' der ein Poet war»1 auf runde Weise. Vor 30 Jahren starb Matter auf der Autobahn. Diesen Herbst feiert man in Bern (und gewiss auch in anderen Orten) den «Matter Herbst» so, als wäre Mani Matter noch immer da. Ist er ja auch. Ungebrochen populär sind all seine Lieder und neuerdings ist der Mundartpoet auch vermehrt Gegenstand wissenschaftlicher Abhandlungen, wovon die Monographie von Christine Wirz und die umfassende Dissertation von Stephan Hammer hervorzuheben sind. Beide Arbeiten geben eine fundierte Analyse von Leben und Werk des Chansonniers. In beiden Arbeiten fehlt indes ein gebührender Fokus auf die politische Rhetorik und Aussagekraft seiner Chansons - keinesfalls Marginalitäten in Mani Matters Werk. Diese Arbeit soll einen Anstoss geben, mit literaturwissenschaftlichen Fühlern den politischen Gehalt der Chansontexte zu erfassen. Nach der einführenden Klärung der Anwendbarkeit eines rhetorischen Politikbegriffs auf Matters Chansons versuche ich, eine dreiteilige Kategorisierung der Lieder anhand der 'genera dicendi', der unterschiedlichen Arten des Vermittelns politischer Inhalte (zum Beispiel durch bestimmte Stilzüge und charakteristische Aussageverknüpfungen) zu erarbeiten. Darauf folgen eine textanalytisch fundierte Auflistung gesellschaftspolitischer Themenschwerpunkte sowie eine stilistische und formale Betrachtung. Mit einigen Schlussgedanken werde ich der Frage nachgehen, inwiefern Mani Matter ein politischer Chansonnier war und ist. Methodisch sei angemerkt, dass meine Analysen der Chansons, welche ja «sprachlichmusikalische Einheitsgebilde»2 sind, nur literaturwissenschaftlicher und nicht musikwissenschaftlicher Natur sind. Nebenbei: In Erwartung eines für den Leser verwirrenden Begriffsalats durch scheinbar inkongruente Fachbegriffe (vor allem in den Literaturzitaten), möchte ich gleich vorweg mögliche Missverständnisse entkräften: Mani Matters Chansons, beziehungsweise seine Chansontexte, sind lyrische Texte und damit Lyrik, Poesie, Dichtung. 1 So der Untertitel der Monographie «Mani Matter» von Christine Wirz (2002). 2 Hammer (1991), S. 15.