Manifeste sind 'Speerspitzen' zwischen Kunst, Literatur, Politik und Theorie. Das Manifest ist dabei eine hybride Textsorte, die sich zwischen literarischem Sketch, ästhetischer Agitation, politischer Propaganda und theoretischer Programmatik positioniert. Besonders mit den modernistischen Avantgarden des frühen 20. Jahrhunderts zielt das Manifest auf den Bruch mit Traditionen und ruft zu radikal Neuem auf. Das Manifest wird hierbei zusehends zu einem Ort der Verhandlung über den Nexus zwischen Wissenschaft und Kunst. Im Zuge der gesellschaftlichen Befreiungsbewegungen der 1960er und 1970er Jahre erlebt die Textsorte eine Renaissance, die besonders auch mit dem institutionellen Wandel an den Universitäten einhergeht. Das Manifest als Agenda bleibt daher attraktiv, um den Gestus des Neuen und der Veränderung zu transportieren. Als Form ist das Manifest weiterhin beliebt, da es neben einer prägnanten Kürze Raum zum Experiment bietet.