Marcel Beyers 'Flughunde' - Eine Auseinandersetzung mit dem Schweigen

Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,3, Universität Karlsruhe (TH) (Literaturwissenschaftliches Institut), Veranstaltung: Über das Schweigen, Sprache: Deutsch, Abstract: Marcel Beyers Roman ¿Flughunde¿ beschäftigt sich mit der Polemik des Politischen über die Akustik in der Zeit des Dritten Reichs. Auf originelle und subtile Weise verbindet er Körper- und Sinneserfahrungen mit einer akustische Spurensuche in der Geschichte des Nationalsozialismus. Die Gewalt der Nazis wird hier zunächst als eine mediale vorgeführt. Interessant ist hierbei, dass der Autor nicht nur das Medium des Schallspeichers als Machtinstrument des Dritten Reichs literarisch umsetzt, es erläutert und ihm nahezu grenzenlose Möglichkeiten zuerkennt. Diese Ausarbeitung beschäftigt sich im Folgenden besonders mit der Person Karnau, anhand dessen inneren Monologs die Faszination mit Stimme und Sprache deutlich wird, und sowohl Möglichkeiten als auch Grenzen der Sprache offen gelegt werden. Des weiteren werden einige der wichtigen Leitmotive des Romans besprochen und ein Versuch des Transfers des Taubstummenmotivs auf die nationalsozialistische Gesellschaft unternommen. Damit einhergehend wird die totalitäre Sprache eines Regimes, dass durch die Gewalt der Stimme und des Wortes sich ein Volk untertan machte, zunächst im Allgemeinen diskursiv untersucht, und schließlich dann anhand eines Beispiels veranschaulicht. Das Schweigen als solches bedarf gründlicher Beobachtung, um zu klären um welche Art des Schweigens es sich hier handelt und welche Bedeutung ihm gleich kommt Der Schweigebegriff wird darüber hinaus auf seine Wertigkeit im Roman untersucht. Auch die Verantwortung der schweigenden Massen gegenüber den gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen in Deutschland, und insbesondere die Karnaus, als Intellektueller, Akustiker und Mensch, gerade gegenüber Helga, bedarf eingehender Betrachtung. Da es bislang keine Sekundärliteratur zu Marcel Beyer oder seinem Werk gibt, wendet sich diese Hausarbeit über eine allgemeine Herangehensweise, unter Berücksichtigung der jeweiligen Standpunkte zum Schweigen, schließlich den spezifischen Passagen des Textes zu. Letztlich ist diese Arbeit ein Versuch, den Standpunkt Karnaus, der stellvertretend für viele Deutsche stehen kann, herauszukristallisieren. Handelt es sich um einen Betroffenen, der geläutert aus der Geschichte heraustritt- tragen seine Gedankengespinste und Exkurse zu einer Entwicklung seiner selbst bei, erkennt er letztlich Möglichkeiten und Grenzen des Schweigens und versucht diese zu überwinden oder dreht er sich im Kreis? Gewissheiten entpuppen sich im Roman als subjektive Konstruktionen der Protagonisten. Hat man es mit ihren Erfindungen oder ihren Wahrheiten zu tun? Und was, so lautet die Frage, ist überhaupt die Wahrheit?

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