Maria Stuart: Ein Opfer des politischen Machtstreben Elisabeth's

Studienarbeit aus dem Jahr 2000 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,3, Freie Universität Berlin, Sprache: Deutsch, Abstract: Friedrich Schillers poetische und dramatische Begabung wurde durch seine Arbeit als Geschichtsprofessor an der Jenaer Universität, die jetzt seinen Namen trägt, richtungsweisend beeinflußt. Er schuf im Verlaufe seiner Entwicklung das große klassische Geschichtsdrama, womit er die Grundlagen für ein deutsches Nationaltheater setzte, das sich nun von den bis dahin französischen (Molière) und englischen (Shakespeare) Vorbildern befreite. Nach 'Don Carlos' und der gigantischen Dramentriologie 'Wallenstein' entstand im letzten Jahr des 18. Jahrhunderts 'Maria Stuart' und wurde im Juni 1800 in Weimar uraufgeführt. Dieses Trauerspiel stellt erdichtete und tatsächliche historische Vorgänge, private und politische Verwicklungen1an den zwei antipodischen Hauptgestalten Maria und Elisabeth dar. Die Begegnung der beiden Königinnen im dritten Akt ist der Höhepunkt der symmetrischen Antithetik,2zugleich aber auch der psychologischdramatische Schwerpunkt der Tragödie, in welchem das Schicksal Maria Stuarts scheinbar endgültig entschieden wird, worauf wir im Kapitel III.3. näher eingehen. Da, wie bereits erwähnt, historische Tatsachen für Schiller als Grundlage für dieses Drama dienten, ist es wichtig, in die Überlegung, ob Maria Stuart tatsächlich ein Opfer des politischen Machtstreben Elisabeths ist, diese geschichtlichen Hintergründe miteinzubeziehen. In nahezu jeder Sekundärliteratur werden gleich zu Beginn die tatsächlichen historischen Verflechtungen erwähnt, um die konträren Verhaltensweisen der beiden Protagonistinnen zu verdeutlichen. Auch wir versuchen, diese realen Geschehnisse in unsere Argumentation miteinzubeziehen, denen Schillers psychologische Dramaturgie zu Grunde liegen. Natürlich beschreibt die Sekundärliteratur die historischen Vorgänge sehr unterschiedlich. Die Verhaltensweisen von Maria Stuart und Elisabeth werden oft verschieden bewertet, wie auch Marias Schuld am Tode ihres Gatten Darnley. In 'Königs Erläuterungen und Materialien' zu Schillers Maria Stuart wird in keiner Weise erwähnt, daß Maria nie offen auf den englischen Thron verzichtet und dadurch Elisabeth natürlich alarmiert hat. Es wird nur gesagt, daß Elisabeth Marias Bitten um Freundschaft kalt ablehnte, aber nicht, weshalb sie das tat. Wir haben versucht, die Frage, ob Maria Stuart ein Opfer des politischen Machtstreben Elisabeths war, so explizit wie möglich zu klären.