Marieluise Fleißer: Eine vergleichende Analyse ihrer Kurzprosa

Magisterarbeit aus dem Jahr 1999 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg (Fachbereich 11), Sprache: Deutsch, Abstract: [...] Die vorliegende Arbeit unterscheidet sich von einem Großteil der Forschungsliteratur zu Fleißers Werk darin, daß die Basis der Interpretation kein ausschließlich autobiographischer Ansatz ist. Es wird nicht in Frage gestellt, daß gerade die Prosa Fleißers autobiographisch gedeutet werden kann, daß viele der fiktiven Figuren ihr Pendant in Fleißers eigener Erfahrungs- und Lebenswelt haben. Eine rein autobiographische Interpretation tendiert jedoch dazu, die Texte als Erklärungsmuster für das Leben der Autorin oder des Autors zu nutzen. Dieser einseitige und dadurch einschränkende Interpretationsansatz soll in dieser Arbeit nur marginal einfließen. Die Erzählungen sollen textimmanent mit Berücksichtigung des geschichtlichen und gesellschaftlichen Hintergrundes analysiert werden.22 Die Erzählungen Fleißers werden in der vorliegenden Arbeit unter einem bestimmten Aspekt betrachtet. Dieser Aspekt darf jedoch nicht zu eng gefaßt sein, da die Kurzprosa Fleißers nicht nur historisch weit gefächert ist, sondern auch thematisch. Wie in der Einleitung gezeigt wurde, schätzte Fleißer selbst den Einfluß der Erfahrung der Metropole und der Provinz auf ihre Prosa hoch ein. Es kann die These aufgestellt werden, daß diese Erfahrung in Fleißers Prosa sehr vielfältig und in verschiedenen Nuancen bearbeitet wurde. In der Forschungsliteratur wurde sie jedoch bisher nicht detailliert untersucht. Provinz und Metropole liefern nicht nur das 'Setting' der Erzählungen, die Einflüsse dieser beiden Lebensformen lassen sich ebenso in der Charakterzeichnung und in dem Personengeflecht wiederfinden. Doch nicht nur inhaltlich-thematisch sind die Erzählungen Fleißers von diesem Aspekt geprägt. Provinz- und Metropolenerfahrungen beeinflussen auch die formal-stilistischen Merkmale der Erzählungen. Es erscheint demnach sinnvoll und ergiebig, die Kurzprosa Fleißers als Ausdruck der Erfahrung Provinz bzw. Metropole zu untersuchen. An dieser Stelle soll der ungenauen Verwendung der vier Begriffe Stadt, Großstadt, Weltstadt und Metropole entgegengewirkt werden, indem die Begriffe zunächst definiert werden: [...] Es kann konstatiert werden, daß unterschiedliche Stadtformen einerseits über die Zahl ihrer Einwohnerinnen und Einwohner erfaßt werden können, während jedoch andererseits weitergehende Definitionsvorhaben in den qualitativen Bereich hineinreichen müssen. [...]