Marienkäfer

Die Gedenkstätte Buchenwald, ein Ort der Trübsal und einstiger Gräuel, wird tagtäglich von vielen hundert Menschen besucht, die sich von der schonungslosen Vergangenheit zu Milde und Offenheit ermahnen lassen. Als aber Noah, ein zu Weltverzweiflung und düsterer Tatenlosigkeit geneigter Alleinling, eines Tages die Stätte besichtigt, trifft er mit einigen anderen Besuchern zusammen, deren Verhalten von Ungerührtheit, ja Angeödetheit geprägt ist: touristenartige Familien, witzelnde Schulklassen, zankende Ignoranten, wenig Anlass zur Hoffnung also. Umso entsetzter ist Noah, als seine besondere Empfänglichkeit für die Schwere dieses Ortes ihn einen Blick ins Gestern werfen lässt. Schattenhaft glaubt er, die barbarischen Verbrechen vor sich geistern zu sehen und den Nachhall unsäglicher Häftlingsqualen zu erfühlen. Wie kann man schließlich kein Auge dafür haben? Zuversicht beginnt er erst zu schöpfen, als ihm ein Marienkäfer ins Gesicht glittert und er von einer seelenvollen jungen Frau angesprochen wird, die ihm erstmals die Augen für das Gute in der Welt öffnet ...

Nick Böckem, geboren 1999 in Bad Honnef, wüsste aufgrund seines blühenden Alters in Sachen Werdegang noch nichts Nennenswertes anzuführen, und er verzichtet ohnehin lieber darauf, seine eigene Person mit kokettem Witz oder zackigen Floskeln unnötig in den Vordergrund zu schieben. Lieber widmet er sich dem Werk, um durch dieses zu »sprechen«. Pfiffig, wie er einmal ist, beschränkt er sich darum auf die betont geheimnisvolle Aussage, dass er noch große literarische Pläne hege ...