Marxistische Religionskritik

Band vier der Reihe Religionskritik in Geschichte und Gegenwart hat die marxistische Religionskritik zum Gegenstand. Darunter fällt zum einen die Religionskritik von Marx selbst. Im Weiteren bezeichnet der Ausdruck aber auch eine Kritik an der Religion, die von anderen unter Berufung auf Marx formuliert wurde. Dass Religionskritik und Religionsfreiheit zusammenzudenken sind, war eine Einsicht, die Marx über den Menschenrechtsdiskurs der Französischen Revolution gewann. Das Beispiel seines Vaters, der zum Protestantismus übertreten musste, um seinen Beruf als Anwalt ausüben zu können, zeigte ihm, wie weit Recht und Wirklichkeit in Preußen auseinanderlagen. Im Unterschied zu den Junghegelianern entwickelte Marx seine Religionstheorie aber nicht über die Kritik an der christlichen Religion, sondern in der Auseinandersetzung mit dem Klassischen Altertum. Bruno Bauers Atheismus bezeichnete er wegen seiner negativen Abhängigkeit von der Religion als pseudokritisch. Marx befürwortete die Judenemanzipation und widersprach den antisemitischen Auslassungen Bauers in der >Judenfrage<. Seine berühmte Rezension wird in der Forschung meist überbewertet und in ihrer politischen Bedeutung überschätzt. Inwieweit sich die >nachmarxistische< Religionskritik zu Recht oder zu Unrecht auf ihren Urheber beruft, lässt sich daran ermessen, ob sie die erkenntnistheoretische Metaperspektive von Marx zu übernehmen in der Lage ist.

Horst Junginger ist Professor für Religionswissenschaft und Religionskritik am Religionswissenschaftlichen Institut der Universität Leipzig. Richard Faber ist Professor für Soziologie (der Literatur) an der Freien Universität Berlin.

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