Materialität des Schrifterwerbs

Die Materialität des Schrifterwerbs im Elementarbereich und in der Grundschule ist Gegenstand der Beiträge dieses Sammelbandes. Im Mittelpunkt stehen Beobachtungen zu literalen Praktiken und didaktischen Arrangements in alltäglichen Lernsituationen und die damit verbundene Dynamik, Sozialität und Körperlichkeit. Indem die vorfindlichen Praktiken des Schrifterwerbs in kulturwissenschaftlich-praxeologischer Ausrichtung in den Blick genommen und auf ihre Sinnhaftigkeit für die Erweiterung literalen Handlungsvermögens untersucht werden, tragen die Autorinnen und Autoren zu einer Erweiterung der bisherigen Forschungsperspektiven auf das Lesen- und Schreibenlernen am Schulanfang bei. Das Buch geht auf eine Initiative der AG 'SchriftSPRACHerwerb im Elementar- und Primarbereich' im Symposion Deutschdidaktik zurück. Im Mittelpunkt steht das Beschreiben und Verstehen des literalen und sprachlichen Unterrichts am Schulanfang, seine praktischen Ausformungen und die Widersprüche, die dabei sichtbar werden. Zugleich gilt es, mögliche und aussichtsreiche Perspektiven für ein weiter(zu)führendes 'Forschungsprogramm Schriftspracherwerb' zu entwickeln. Der Anspruch dieses Sammelbandes ist damit zugleich bescheiden und herausfordernd: bescheiden, insofern die Probleme der gegenwärtigen Forschung zum Schriftspracherwerb benannt und beschrieben werden, herausfordernd, weil es dazu adäquater methodologischer Perspektiven bedarf, denen es gelingt, den Schriftspracherwerb als institutionsgebundenes Phänomen zu fassen. Kurz- und mittelfristig geht es um ein deutschdidaktisches Forschungsprogramm, das herausarbeiten kann, wie die Praktiken des Unterrichts zum Schriftspracherwerb an der Bildungsbenachteiligung von Kindern in Deutschland beteiligt sind und den Zusammenhang von Schulerfolg und sozialer Herkunft reproduzieren.